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Schwere Busunfälle in Senegal und Kenia – wie konnte es dazu kommen?
Aus SRF 4 News aktuell vom 10.01.2023. Bild: Keystone/AP/Elimane
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Dutzende Tote am Wochenende Darum sterben so viele Menschen auf Afrikas Strassen

Am Wochenende kam es erneut zu verheerenden Busunfällen in Kenia und Senegal. SRF-Korrespondent Samuel Burri erklärt, warum es in Afrika immer wieder solch tragische Unglücke gibt.

Am Wochenende hat es in Senegal und Kenia zwei schwere Busunfälle mit Dutzenden Toten und Verletzten gegeben. In Senegal soll ein geplatzter Reifen zur Frontalkollision zweier Busse geführt haben. 40 Menschen starben.

In Kenia kamen 21 Personen ums Leben. Der Fahrer des Busses soll wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Strasse abgekommen sein. Unbestätigten Angaben zufolge soll der Chauffeur betrunken gewesen sein.

So viele Opfer an einem einzelnen Wochenende sind zwar ungewöhnlich. Doch auf dem afrikanischen Kontinent kommt es oft zu Verkehrsunfällen mit tödlichen Folgen. Im Vergleich zu Europa sind es fast dreimal so viele. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Lage gerade in den ärmsten Ländern des Kontinents dramatisch.

WHO-Illustration aus dem Jahr 2018 mit der Zahl der Verkehrstoten pro 100'000 Einwohner im Jahr
Legende: WHO-Illustration mit der Zahl der Verkehrstoten pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr: In Afrika liegt der Wert bei 26.6, im europäischen Durchschnitt sind es 9.3. Stand: 2018. WHO

Samuel Burri, Afrika-Korrespondent von SRF, lebt in Kenias Hauptstadt Nairobi und bereist den Kontinent seit vielen Jahren. Er nennt eine ganze Reihe von Gründen dafür, dass es in afrikanischen Ländern derart viele Verkehrsopfer gibt: «Die Fahrzeuge sind oft marode, die Strassen löchrig und die Chauffeure rasen.»  

Senegals Präsident Macky Sall kündigte als Reaktion auf die verheerende Buskollision Massnahmen an, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Das wäre aus Burris Sicht auch bitternötig. Transportunternehmer im Land fordern, die Ausbildung der Fahrer müsse verbessert werden. Diese wiederum bemängeln den schlechten Zustand der Strassen. «Staat und Transporteure schieben sich zudem den Schwarzen Peter zu», so Burri.

Grassierende Korruption

Gegenseitige Schuldzuweisungen kennt der SRF-Korrespondent auch aus Kenia: Sobald der Staat neue Massnahmen im Strassenverkehr ankündigt, ist der Aufschrei der Busunternehmer jeweils gross. Es kommt zu Streiks und am Schluss bleibt häufig alles beim Alten.

Der zentrale Grund, warum die prekäre Lage auf Afrikas Strassen nicht nachhaltig verbessert werden kann, ist aber ein anderer: die Korruption. «In Kenia etwa kann sich jeder Busfahrer bei einer Polizeikontrolle mit einer Banknote freikaufen. Ein Franken Schmiergeld reicht und das Fahrzeug wird nicht kontrolliert.»

Korruption tötet. Der Strassenverkehr ist ein gutes Beispiel dafür.
Autor: Samuel Burri Afrika-Korrespondent von SRF

Ein Team der britischen BBC machte vor einem Jahr in Kenia den Selbsttest: Es versuchte, einen schrottreifen Minibus durch die Fahrzeugkontrolle zu bringen. Mit Erfolg: «Sie pimpten ihn mit etwas Farbe auf und bekamen den Minibus dank Verbindungen durch die Prüfung», erinnert sich Burri.

Im Strassenverkehr seien abwrackreife Autos allgegenwärtig. «Daran sieht man, dass Korruption tötet. Der Strassenverkehr ist ein gutes Beispiel dafür», so das traurige Resümee.

Wrack eines verunfallten Buses nahe Nairobi (2018).
Legende: Zahllose Unfälle sind auch auf Fahrfehler zurückzuführen. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer besitzen Führerscheine, die sie von korrupten Inspektoren gekauft haben – ohne jemals eine Fahrschule besucht zu haben. Bild: Wrack eines verunfallten Buses nahe Nairobi (2018). Keystone/EPA/Akintunde Akinleye

Sollte, wer an seinem Leben hängt, erst gar nicht in Busse einsteigen? Einfacher gesagt als getan. Denn für viele Menschen sind die günstigen Verkehrsmittel die einzige Möglichkeit, von A nach B zu kommen. Gerade auf längeren Strecken. «Die Menschen haben keine andere Wahl», sagt Burri. Doch auch in den Städten lebt es sich gefährlich. «Motorradtaxis fahren oft quer über Kreuzungen – auch bei Rotlicht und sogar, wenn ein Polizist daneben steht.»

Burri selbst versucht, wenn möglich, diese Verkehrsmittel zu meiden. «Als ich noch öfter Langstreckenbusse benutzt habe, fuhr immer auch die Angst mit.» Einmal sass Burri in Burkina Faso in einem Bus, der plötzlich eine Kuhherde gerammt hat. «Den Menschen ist glücklicherweise nichts passiert, den Kühen allerdings schon.»

SRF 4 News, 10.01.2023, 6:19 Uhr;

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