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Ein Immunologe erklärt Die Booster-Impfung für alle naht: Das müssen Sie wissen

Der deutsche Immunologe Carsten Watzl beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Booster-Impfung.

Warum braucht es eine Booster-Impfung? Die dritte Impfung kann als Teil der Grundimmunisierung angesehen werden, daher ist der Begriff der Auffrischungsimpfung eigentlich nicht ganz korrekt. Dieser Vorgang ist bei vielen Impfungen der Fall, gerade auch im Kindesalter, zum Beispiel bei Tetanus oder Diphterie. Kinder erhalten eine Impfung, einen Monat später die zweite und dann sechs Monate später die dritte. Das ist ein klassisches Schema.

Carsten Watzl

Immunologe

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Prof. Dr. Carsten Watzl ist Leiter des Forschungsbereichs Immunologie der Technischen Universität Dortmund und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Womit wird geboostert? Es wird mit dem gleichen Impfstoff geboostert wie bei den Erstimpfungen. Von Moderna gibt es zwar einen angepassten Impfstoff, welcher auf die Beta-Variante angepasst ist, weil diese Variante dem Impfschutz immer noch am meisten entgeht. Für die Delta-Variante gibt es aber keine Anpassung, weil es nicht notwendig ist. Studien haben gezeigt, dass man nach der Booster-Impfung  5- bis 10-fach mehr Antikörper hat als nach der zweiten Impfung. Daher hat man auch einen sehr guten Schutz gegen diese Variante.  Dies zeigt sich auch beim ursprünglichen Moderna-Impfstoff gegen beide Varianten. Daher sind grosse Anpassungen nicht nötig.

Soll man bei der Dritt-Impfung auf ein anderes Vakzin wechseln? Generell ist die Empfehlung, immer eine mRNA-Impfung zu nehmen. Sowohl bei der Kombination von Vektor-Vakzinen wie auch von mRNA-Vakzinen in den ersten beiden Impfungen ist der Impfschutz bei einer dritten Impfung mit mRNA sehr hoch, höher als bei einer dritten Impfung mit einem Vektor-Impfstoff. Dabei spielt der Hersteller der mRNA-Impfstoffe keine Rolle.

So funktionieren die gängigsten Impfstoffe

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Muss man mit Nebenwirkungen rechnen? Die dritte Impfung sollte ein bisschen besser verträglich sein als die zweite, weil sie schwächer dosiert ist. Neue Nebenwirkungen sind dabei gemäss gross angelegten Studien und Erfahrungswerten noch keine aufgetreten.

Sollen sich unter 30-Jährige nicht mit Moderna boostern lassen? Moderna verwendet pro Impfung eine höhere Dosis im Vergleich zu Pfizer/Biontech. Die Häufigkeit an Myokarditis-Erkrankungen (Herzmuskelentzündung) war dann gemäss den Studien in dieser Altersgruppe zwar zwei-bis dreimal so häufig bei Moderna im Vergleich zu Pfizer/Biontech, aber immer noch auf tiefen Niveau. Bei über 30-Jährigen ist diese Häufigkeit aber bereits nicht mehr nachweisbar. Darum empfiehlt man nun eher Pfizer. Allerdings ist der Schutz mit Moderna für unter 30-Jährige immer noch viel grösser, als sich der Gefahr einer Infektion ohne Impfung auszusetzen.

Der aktuelle Stand in der Schweiz

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  • Am Montag, 15. November, starteten erste Kantone mit Auffrisch-Impfungen für über 65-Jährige.
  • Teilweise werden Risikogruppen bereits seit einigen Tagen geimpft.
  • Für die Booster-Impfung kann man sich beim Hausarzt und in Impfzentren anmelden.
  • Eine Öffnung für alle Altersgruppen wird in wenigen Wochen erwartet.
  • Die Impfkommission arbeitet zurzeit an der Anpassung der Empfehlung.

(Stand, 16.11.2021)

Zu welchem Zeitpunkt soll man sich boostern lassen? Die sechs Monate seit Zweitimpfung sind ein Richtwert, immunologisch gesehen. Da tickt aber keine Uhr. Die Gefahr, schwer zu erkranken, ist auch nach acht Monaten eher klein. Falsch ist die Annahme, dass es gefährlich sei, sich boostern zu lassen, wenn man nachweislich viele Antikörper hat. Die Booster-Impfung bietet immer zusätzlichen Schutz, auch wenn ein hoher Antikörperspiegel für den Moment immer noch genügend Schutz darstellt.

Darf man Grippe und Corona-Impfung gleichzeitig impfen? Ja, das Immunsystem kann das auseinanderhalten. Man empfahl in einigen Ländern am Anfang einen Abstand von zwei Wochen aus rein statistischen Gründen, um die Nebenwirkungen besser zuordnen zu können.

Sollen sich Schwangere boostern lassen? Hier gilt das Gleiche wie bei den Erstimpfungen. Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel kann man sich boostern lassen. Aber auch für Schwangere gilt: Der Schutz vor der Infektion lässt mit der Zeit nach, der Schutz vor einer schweren Erkrankung sehr viel weniger.

Bleibt es bei drei Impfungen? Das kann man nicht versprechen. Gegen Atemwegsinfektionen ist es schwer, einen dauerhaften Schutz aufrechtzuerhalten. Man muss aber zum einen unterscheiden zwischen dem reinen Schutz vor der Infektion; der lässt mit der Zeit durch den Abbau der Antikörper nach. Das andere ist der Schutz vor der schweren Erkrankung. Dieser Schutz lässt aufgrund der Gedächtniszellen, welche stetig einen Satz Antikörper produzieren, weit weniger schnell nach. Dort ist die Wirksamkeit altersabhängig. Deshalb ist der Booster vor allem für die Älteren wichtig.

Das Gespräch mit Carsten Watzl führte der unabhängige Wissenschaftsjournalist Marc Raschke am 12. November 2021 auf seinem Instagramkanal @marc_raschke

Tagesschau, 15.01.2021: 12:45 Uhr ; 

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