Zum Jahrestag der tödlichen Proteste in Charlottesville haben sich am Sonntag in der US-Hauptstadt Washington Tausende Demonstranten einer kleinen Zahl an Rechtsextremisten entgegengestellt. Die Polizei sprach von ungefähr zwei Dutzend weissen Nationalisten beim Aufmarsch «Vereint die Rechte 2» vor dem Weissen Haus. Die Alt-Right-Organisatoren hatten mit bis zu 400 Teilnehmern gerechnet.
Die Polizei geleitete die Extremisten mit einem starken Aufgebot von der U-Bahn zu dem genehmigten Demonstrationsort im Lafayette-Park. Sicherheitskräfte riegelten den Ort weiträumig ab. Nach zwei Stunden mit einigen Reden endete die Kundgebung vorzeitig im Regen.
Auf der Rednerliste der rechten Kundgebung standen unter anderem der Antisemit Patrick Little und David Duke, der einst ein führendes Mitglied des Ku-Klux-Klans war. Jason Kessler, der zu den Organisatoren der diesjährigen Demonstration und der vor einem Jahr gehörte, sagte vor US-Reportern im Sicherheitsbereich: «Mir ist die Beteiligung egal.» Menschen hätten Angst gehabt, teilzunehmen. Und weiter: «Ich bin nicht enttäuscht, weil wir eine friedliche Demonstration hatten und wir die Redefreiheit gewahrt haben.»
«Schande, Schande, Schande»
Gegendemonstranten an der Absperrung störten die rechte Veranstaltung mit Pfiffen und Sprechchören. Sie skandierten «Geht nach Hause, Nazis» und «Schande, Schande, Schande». Auf Transparenten war zu «Stoppt rassistische Angriffe» und «Leistet Widerstand gegen die Rechten» zu lesen.
Zu einem Gerangel kam es, als zwei Menschen mit T-Shirts, die sich für US-Präsident Donald Trump einsetzten, in die Menge der Gegendemonstranten gerieten. Sie wurden beschimpft, gestossen und mit Wasser übergossen. Ordner eskortierten den Mann und die Frau zur Polizei. Bis zum Abend habe es keine Festnahmen gegeben, teilte die Polizei mit.
Eine Tote bei «Vereint die Rechte» in Charlottesville
Bei der ersten Demonstration «Vereint die Rechte» in Charlottesville war es am 12. August 2017 zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die Rechtsextremisten hatten gegen die geplante Entfernung einer Statue des Südstaaten-Generals Robert E. Lee protestiert. Ein Rechtsextremist steuerte ein Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten. Die 32-jährige Heather Heyer starb, viele Menschen wurden verletzt.
Trump sah die «Schuld auf beiden Seiten»
US-Präsident Donald Trump war nach den Zusammenstössen vor einem Jahr dafür kritisiert worden, die rechtsextreme Gewalt nicht eindeutig verurteilt zu haben. «Ich denke, dass die Schuld auf beiden Seiten liegt», hatte er damals gesagt. Es habe auf beiden Seiten auch «sehr gute Menschen» gegeben. Trump hatte damit Empörung ausgelöst.
Vor dem Jahrestag hatte Trump am Samstag auf Twitter mitgeteilt, er verurteile «alle Formen von Rassismus und Gewalttaten».