Ende Jahr laufen die Gasverträge zwischen Russland und der Ukraine aus – Verträge, die den Transit von russischem Gas via Ukraine in andere europäische Länder regeln. Am Donnerstagabend haben sich Russland und die Ukraine unter Vermittlung der EU im Grundsatz auf einen neuen Vertrag geeinigt. Mögliche Engpässe bei der Energieversorgung scheinen damit abgewendet, wie SRF-Korrespondent David Nauer in Moskau erklärt.
SRF News: Was beinhaltet der neue Transitvertrag zwischen Kiew und Moskau?
David Nauer: Die genauen Details kennt man noch nicht. Aber man weiss, welche Punkte genau geregelt wurden: Es geht um die Gasmengen, die künftig von Russland durch die Ukraine nach Europa geleitet werden sollen, und auch, wie viel Russland für diese Transitleistung der Ukraine bezahlt.
Mit dem neuen ukrainischen Präsidenten sind plötzlich Kompromisse möglich.
Nicht zuletzt wurde auch die Dauer dieses neuen Transitvertrags festgelegt. Es heisst aber in Moskau wie auch in Kiew, dass weitere Details noch ausgehandelt werden müssen. Es hat offenbar heute in Minsk weitere Verhandlungen gegeben, um eben diese Details zu klären.
Seit über fünf Jahren bekämpfen sich Russland und die Ukraine. Es gibt immer wieder Tote und Verletzte. Was bedeutet die Einigung in dem Kontext?
Sie ist ein weiteres, gutes Zeichen der Entspannung. Fünf Jahre lang sind die Fronten zwischen der Ukraine und Russland wirklich sehr hart gewesen. Es hat kaum richtige Gespräche gegeben. Aber mit dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski sind plötzlich Kompromisse, Einigungen, auch schwierige Gespräche möglich. Das hat man bereits in den letzten Monaten gesehen. Diese Einigung passt zu diesem sich insgesamt aufhellenden Bild.
Was bedeutet die Einigung für jene europäischen Länder, die sich vor möglichen Engpässen bei der Energieversorgung fürchteten?
Sie müssen sich in nächster Zeit weniger oder gar keine Sorgen mehr um ihre Energieversorgung machen. Vor allem Südosteuropa – Länder wie Rumänien, Bulgarien und Griechenland – sind auf russische Gaslieferungen durch die Ukraine angewiesen. Es sieht so aus, dass diese Länder nun aufatmen und damit rechnen können, weiterhin mit Gas beliefert zu werden.
Das Gespräch führte Samuel Wyss.