Nur wenige Griechen sind so berühmt wie Giannis Antetokounmpo. Der 27-Jährige gilt als einer der besten Basketballspieler der Welt. Auch der Athener Rentner Babis ist begeistert. Bei ihm und seinem Freund Kostas ist Antetokounmpo zurzeit das Thema Nummer eins. «Der Mann ist nicht nur gut. Er ist ein Star. Wenn Giannis den Ball hat, wirft er ihn in den Korb und punktet. So einfach ist es. Ich habe noch kein Spiel verpasst.»
Adetokounmpos Brüder, Thanassis und Kostas, sind ebenfalls Basketballprofis und Teil des griechischen Teams. Ihre nigerianische Herkunft interessiert die Rentner nicht. «Giannis ist doch in Griechenland geboren. Und Kostas und Thanassis auch. Also sind sie Griechen», sagt Kostas. Das sieht aber nicht jeder so. Als Giannis ein Bild mit seinen Brüdern im Trikot der griechischen Nationalmannschaft veröffentlichte, löste das auf Twitter eine Hetzkampagne von Usern aus, die die Drei wegen ihres Aussehens nicht als vollwertige Griechen akzeptieren.
Keine Zahlen zu Migrationshintergründen
Nikos Odubitan von der Nichtregierungsorganisation «Generation 2.0» erstaunt das kaum. Die Organisation setzt sich für die Rechte der zweiten Einwanderergeneration ein, bietet kostenlose juristische Beratung und Griechischunterricht an. Wie viele Menschen im Land einen Migrationshintergrund haben, sei nicht erfasst, sagt Nikos.
Seine Organisation schätzt die Zahl auf mehrere 100'000. Eine Integrationspolitik für Menschen mit ausländischen Wurzeln gibt es trotzdem nicht.
«Keine Regierung war bisher aufrichtig genug, der Wahrheit ins Auge zu sehen und zu sagen: Es gibt nun mal diese Menschen, die aus anderen Ländern gekommen sind, sie leben hier und gehören zur griechischen Gesellschaft», sagt Nikos. «Wenn Migranten erwähnt werden, dann immer nur als Problem, nie als Teil der griechischen Gesellschaft oder als Lösung etwa beim Problem des Bevölkerungsrückgangs.»
Rasche Einbürgerung für Profisportler
Zwar gibt es seit 2015 für Kinder ausländischer Eltern, die in Griechenland geboren werden, die Möglichkeit, die griechische Staatsbürgerschaft zu beantragen, wenn sie sechs Jahre lang eine griechische Schule besucht haben. Doch das Verfahren verläuft schleppend. Auch er selbst warte seit vier Jahren auf seine Einbürgerung, sagt Nikos von «Generation 2.0».
Giannis Antetokounmpo hingegen wurde schon 2013 vom damaligen konservativen Premierminister Andonis Samaras im Eilverfahren eingebürgert. Ausgerechnet von der Regierung, die dagegen war, Migrantenkindern die griechische Staatsangehörigkeit zu geben. Das sei geschehen, «damit er nicht als Nigerianer in die USA geht – um das Problem mal beim Namen zu nennen», sagt Nikos zum Fall.
Weder Giannis' Eltern noch er oder seine Brüder hatten bis dahin Papiere, wie viele andere Kinder mit einer Einwanderungsgeschichte auch. «Dabei sollte es doch eine Selbstverständlichkeit sein. Jedes Kind, das hier geboren ist und Grieche werden will, sollte dieses Recht haben», betont Nikos.
Von den Schwierigkeiten, die Einwandererkinder in Griechenland haben, wissen die Athener Rentner Babis und Kostas nichts, sagen sie. Sie werden weiterhin gespannt die Spiele im Fernsehen verfolgen und hoffen, dass ihr Team dank Giannis Antetokounmpo gewinnt.