- Für die Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei können Wahlberechtigte im Ausland ab heute ihre Stimme abgeben.
- In der türkischen Botschaft in Bern sowie in Zürich und Genf können die rund 106'000 wahlberechtigten Türkinnen und Türken in der Schweiz wählen.
Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt vor der zweiten Runde im Inland wie im Ausland als Favorit, nachdem er die absolute Mehrheit in der ersten Runde am 14. Mai nur knapp verpasst hat. Nun tritt er gegen Kemal Kilicdaroglu in einer Stichwahl an. Für die Türkei ist es die erste Stichwahl über die Präsidentschaft in ihrer Geschichte.
Dass Erdogan vor seinem Herausforderer landete, hat auch mit den Stimmen aus dem Ausland zu tun. Von insgesamt 3.4 Millionen wahlberechtigten Auslandstürkinnen und -türken ging zwar nur etwa die Hälfte zur Wahl. 57.7 Prozent davon stimmten aber für den amtierenden Staatschef. Kilicdaroglu kam auf knapp 40 Prozent der Stimmen.
Auslandswählerschaft könnte entscheidend sein
Die rund 106'000 Auslandtürkinnen und -türken in der Schweiz haben im ersten Wahlgang mehrheitlich Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu unterstützt. Anders ihre Landesgenossen in Deutschland: Von den 1.5 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland haben am 14. März rund 65 Prozent für Erdogan gestimmt. Die Abstimmung zum Parlament konnte die regierende AKP gemeinsam mit den Stimmen ihres ultranationalistischen Partners MHP bereits am vergangenen Sonntag für sich entscheiden.
Auch bei den nun anstehenden Wahlen erwarten Beobachter ein ähnliches Wahlverhalten der Wählerinnen und Wähler im Ausland. Der Grossteil der türkischen Auslandswählerschaft lebt in Deutschland.
In Berlin stösst die Möglichkeit zur Stimmabgabe auf grosses Interesse. Hunderte türkische Wahlberechtigte kamen seit Samstagmorgen zum Generalkonsulat an der Heerstrasse im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Vor dem Gebäude bildeten sich lange Schlangen.
Erdogan und Kilicdaroglu umwerben Auslandtürken
Recep Tayyip Erdogan wandte sich am Freitag an seine Anhänger, bedankte sich für deren Stimmen in der ersten Runde und forderte sie zur erneuten Stimmabgabe auf. «Jeder von Ihnen hat seinen Namen bereits mit goldenen Buchstaben in unsere politische Geschichte eingraviert», schrieb Erdogan auf Twitter. «Ich bitte Sie, Ihr demokratisches Recht unbedingt wahrzunehmen.»
Auch Herausforderer Kemal Kilicdaroglu rief die Auslandstürkinnen und -türken eindringlich zur Wahlbeteiligung auf. Die Stimme für die Stichwahl abzugeben, sei «nationale Pflicht» für die Bürgerinnen und Bürger, wo immer sie auf der Welt seien, sagte er in einer auf Twitter veröffentlichten Ansprache am Freitagabend.