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Epstein-Skandal Britischer Botschafter in den USA abgesetzt

  • Grossbritannien hat seinen Botschafter in den USA entlassen. Der Grund: Peter Mandelson hatte engere Kontakte zum verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, als bisher bekannt war.
  • Neue E-Mails zeigen, dass Mandelson mehrfach mit Epstein in Kontakt stand.
  • Der britische Premierminister Keir Starmer habe deshalb angewiesen, Mandelson sofort von seinem Posten abzuziehen.

Neue Belege beweisen nach Einschätzung des Aussenministeriums, dass die «Beziehung» des Botschafters zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein deutlich enger gewesen sei, als bei dessen Ernennung bekannt war.

Mandelson spricht von Reue

«Insbesondere Peter Mandelsons Behauptung, dass Jeffrey Epsteins erste Verurteilung falsch sei und angefochten werden müsse, ist eine neue Information», schreibt das Ministerium in London mit Blick auf E-Mails von Mandelson an Epstein. Mandelson soll dem 2019 im Gefängnis gestorbenen Finanzier kurz vor dem Haftantritt etwa geschrieben haben, dass er «sehr viel» von ihm halte. 

Stratege der Labour-Partei

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Peter Mandelson, der vor seiner Berufung zum Botschafter im Oberhaus sass, gilt als Labour-Schwergewicht. Mehrmals stolperte er über Affären, machte aber jedes Mal ein Comeback.

Unter den früheren Premierministern Tony Blair (1997 bis 2007) und Gordon Brown (2007 bis 2010) hatte er verschiedene Kabinettsposten inne. Zwischen 2004 und 2008 diente er als Grossbritanniens EU-Kommissar in Brüssel.

Mandelson hatte dagegen am Dienstag die Echtheit eines von ihm verfassten Schreibens bestätigt und in einem «Sun»-Interview bekräftigt, zu bereuen, jemals Kontakt zu Epstein gehabt zu haben. In dem Schreiben bezeichnete er Epstein als «besten Kumpel».

Die Freundschaft zwischen Lord Mandelson und Epstein war bekannt, schreibt die Nachrichtenagentur PA. Die neuen, von der «Sun» und Bloomberg veröffentlichten Mails zeigten aber, dass die Beziehung auch nach Bekanntwerden der Verbrechen Epsteins bestanden habe. Mandelson war Ende 2024 zum britischen Botschafter in den USA berufen worden.

Staatsbesuch von Donald Trump in Grossbritannien steht an

Der Fokus auf den Epstein-Skandal dürfte einen langen Schatten auf den Staatsbesuch Trumps in der kommenden Woche werfen.

SRF-Korrespondent: Er war Starmers wichtigster Mann in Washington

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«Die Absetzung des britischen Botschafters in den USA, Peter Mandelson, dürfte den Grossbritannien-Besuch von US-Präsident am nächsten Mittwoch überschatten. Premier Keir Starmer hofft wohl, dass sich der Staub über die neuen Enthüllungen zu den Kontakten Mandelsons mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein bis dann etwas gelegt hat. Doch Mandelson war Starmers wichtigster Mann in Washington und hatte offenbar eine gute und nahe Beziehung zum US-Präsidenten. Diesen Draht verliert nun London.

Wenn sich Trump und Starmer also bald zum royalen Staatsbankett setzen, wird der Geist von Epstein trotzdem unweigerlich über dem Tisch schweben – mit der unausgesprochenen Botschaft, dass Mandelson mit Epstein auf irgendeine Weise liiert war und zumindest in Grossbritannien für hohe Ämter nicht mehr tragbar ist. Ob das Staatsgast Trump gefällt oder mundet, wird sich zeigen.»

Einschätzungen von Patrik Wülser, Grossbritannien-Korrespondent

In der Affäre um Epstein, der sich einst in den höchsten Kreisen bewegte und einen Missbrauchsring betrieb, geht es seit Monaten insbesondere um die Rolle von US-Präsident Trump, der eine Verwicklung vehement bestreitet.

Zwei Männer.
Legende: Mandelson im Gespräch mit US-Präsident Donald Trump. Keystone/Evan Vucci

Am Montag hatten die Demokraten ein Album mit Geburtstagsgrüssen an Epstein veröffentlicht, das 2003 entstanden sein soll. Ein Schreiben mit zweideutigen Anspielungen soll von Trump stammen, was die US-Regierung dementiert. 

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SRF4 News, 11.09.25, 14 Uhr ; 

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