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Türkei: Ein Bergdorf in Trümmern
Aus Rendez-vous vom 10.03.2023. Bild: SRF/Philipp Scholkmann
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Erdbeben in der Türkei Polat liegt in Trümmern: «Lassen uns nicht unterkriegen»

Die verheerenden Erdbeben machten viele Menschen obdachlos. Wie geht es den Menschen einen Monat danach?

Der 69-jährige Hidayet sucht in dem Trümmerhaufen, der einmal sein zweistöckiges Haus war, nach Dingen, die noch zu gebrauchen sind. Er will sie bergen, bevor der Schaufelbagger kommt.

Mann.
Legende: Einige der Jungen werden wohl aus dem Dorf wegziehen, sagt Hidayet. Wo aber solle er schon hin? Er sieht für sich keine Alternative, als hier in Polat nochmal ganz von vorne zu beginnen. SRF/Philipp Scholkmann

Die Grossfamilie kam beim Erdbeben in den frühen Morgenstunden rechtzeitig ins Freie. Erst der zweite, fast ebenso gewaltige Erdstoss am selben Tag, liess das Holzhaus in sich zusammenkrachen.

Auch die Katze überlebte. Sie streicht nun um den verbogenen Kühlschrank. Doch das Zuhause, der Besitz, die Erinnerungen, die Geborgenheit – alles ist weg.

Zerstörtes Haus.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Am Dorfplatz ist der Bagger bereits am Werk und reisst die letzte stehengebliebene Wand des Eckhauses ein. Der 26-jährige Utku steht in der Staubwolke und schaut zu, wie das Dorf seiner Kindheit verschwindet. Es gebe ihm einen Stich ins Herz.

Mann.
Legende: «Wir lassen uns nicht unterkriegen.» Mithilfe von aussen werde das Dorf auferstehen, gibt sich Utku überzeugt. SRF/Philipp Scholkmann

In manchen Dörfern im anatolischen Bergland zwischen Malatya und Adiyaman sind die Schäden eher punktuell. Im Zentrum von Polat blieb kein einziges Haus unversehrt.

Es sind auch Scheunen und Ställe kaputt. Was das wirtschaftliche Überleben der Dorfgemeinschaft bedroht. 

Menschen räumen auf.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Seda wirft Aprikosenholz auf den Anhänger. Das Holz ist im Lagerraum neben dem Café am Dorfplatz gestapelt. Ihr ältester Sohn betrieb das Café. Das Gebäude steht noch, ist aber gefährlich instabil. «Wir müssen das Brennholz herausholen, denn es gibt keine Gasversorgung mehr», sagt die 43-jährige Bäuerin.

Auch Sedas Familie blieb unversehrt. Doch die Schwägerin im Kreisstädtchen Dogansehir kam nicht mehr rechtzeitig aus dem Haus. Auch die Cousine und der Cousin in der Provinzhauptstadt Malatya und deren Tochter starben, ebenso sechs Verwandte im übernächsten Dorf, in Erkenek. Nichts ist mehr in der Hochebene, wie es vor dem 6. Februar war. 

Bänke.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Der Gebetsraum der Moschee ist zwar in sich zusammengebrochen. Intakt blieb aber der Vorraum für die rituellen Waschungen. So gibt es immerhin fliessendes Wasser für das kleine Zeltdorf, das auf dem Platz vor der Moschee entstanden ist.

Männer.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Die Stadt Mugla an der Ägais hat Hilfe geschickt. Zwei Angestellte aus der Stadt betreiben in umgebauten Lieferwagen einen Kiosk. Sie schenken gratis Tee aus.

Zerstörtes Haus.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Dass in den ersten Tagen keine Hilfe von aussen durchkam, erstaunt Seda angesichts der Zerstörung in der Umgebung nicht. Das zehn Kilometer entfernte Kreisstädtchen Dogansehir wurde ebenfalls schwer getroffen. Hunderte Gebäude sind hier eingestürzt oder nicht mehr bewohnbar.

Haus.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Die sechsstöckigen Neubauten an der Einfahrtstrasse in Dogansehir hielten den Erdstössen zwar Stand, was vielen Menschen das Leben rettete. Aber auch sie werden wohl abgerissen.  

Zelt.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Der grosse türkische Kleiderproduzent LC Waikiki spendet in einem Zelt Kleider für die Obdachlosen von Dogansehir. Der Chef des Unternehmens kommt selber aus dem Städtchen.

Männer und Frau.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Einen Monat nach dem Erdbeben organisiert sich langsam die Hilfe. Vielerorts leben die Menschen noch in Zelten. Am Stadteingang von Dogansehir ist schon der nächste Schritt getan. Containersiedlungen wie diese werden das gesamte Erdbebengebiet bald prägen, das alleine in der Türkei zehn Provinzen umfasst.

Die Container mit Strom, Heizung und kleiner Küche geben den Obdachlosen verglichen mit den Zelten ein Minimum an Privatsphäre zurück. Sie werden viele Monate hier leben müssen.

Bus.
Legende: SRF/Philipp Scholkmann

Zur Containersiedlung von Dogansehir gehören ein Kindergarten, eine Bibliothek, eine Moschee, ein Friseursalon. Demnächst soll auch eine Schule eingerichtet werden. 

Rendez-Vous, 10.03.2023, 12:30 Uhr

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