- Der türkische Prediger Fethullah Gülen sagt, er würde sich fügen, falls die USA ihn an die Türkei ausliefern.
- Er habe keine Pläne aus den USA zu fliehen, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Das hatte ihm die türkische Regierung vorgeworfen.
- Sie bezichtigt Gülen ausserdem, hinter dem Putschversuch vom letzten Juli zu stehen. Gülen bestreitet dies.
In der Türkei haben die Feierlichkeiten im Gedenken an den Putschversuch vor einem Jahr begonnen. Nun meldet sich der in den USA lebende Prediger Fethullah Gülen zu Wort. Die türkische Führung macht ihn für den gescheiterten Putsch verantwortlich. Er bestreitet in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters die Vorwürfe: «Ich habe niemals einen Staatsstreich oder eine Amtsenthebung unterstützt».
Ich habe niemals einen Staatsstreich oder eine Amtsenthebung unterstützt.
Eine Auslieferung in die Türkei würde er nach eigenen Worten akzeptieren. «Wenn die Vereinigten Staaten es für richtig halten mich auszuliefern, würde ich gehen», sagte der 79-Jährige. Er widersprach zugleich Vorwürfen der türkischen Regierung, eine Flucht nach Kanada vorzubereiten, um der von ihr geforderten Auslieferung zu entgegen und tat diese als haltlose Gerüchte ab.
Die Regierung in Ankara hat in Washington die Auslieferung Gülens beantragt. US-Regierungsvertreter haben allerdings verdeutlicht, dass die Türkei dem Justizministerium noch keine ausreichenden Beweise vorgelegt habe.
«Machtenthebung Erdogans durch friedliche Proteste»
Mit dem Putschversuch will Gülen nicht in Verbindung gebracht werden: Alle Versuche, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan loszuwerden, müssten auf demokratischem Wege erfolgen, nämlich durch friedliche Proteste und Wahlen, sagte er im Interview. Gleichzeitig verurteilte er die Machtanhäufung Erdogans und verglich diesen mit einem Diktator.
Die Regierungen der USA und der europäischen Länder müssten sich stärker für die Wiederherstellung politischer Freiheiten in der Türkei einsetzen, forderte Gülen, der früher ein Verbündeter Erdogans war.