Durch eine Glastüre geht es aufs Dach der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Lissabon. Solarzellen funkeln hier reihenweise in der Sonne.
«Das ist ein Teil unseres Solarenergie-Systems», erklärt Miguel Centeno Brito, Experte für Solarenergie an der Universität Lissabon. Ein kleiner Teil des hier produzierten Solarstroms wird von der Universität selber genutzt, der Rest geht an rund tausend Anwohnerinnen und Anwohner in Lissabon.
In Portugal herrschen ideale Bedingungen für erneuerbare Energiequellen.
Dass die Hochschule auf Solarenergie setzt, kommt nicht von ungefähr. «In Portugal herrschen ideale Bedingungen für erneuerbare Energiequellen», erklärt Brito. Das Land habe Wind, Sonne und Meerwasser im Überschuss.
In den letzten Jahren hat Portugal bereits viel in erneuerbare Energien investiert. Die Energiewende ist damit auf bestem Weg. «Die Klimaziele, die sich die Europäische Union bis 2030 gesteckt hat – die Treibhausgasemissionen zu halbieren – wird Portugal schon in zwei, drei Jahren erreichen», sagt der Experte.
Dieser Erfolg hat auch mit dem breiten Konsens in Gesellschaft und Politik zu tun. Die Energiewende ist in Portugal kein Streitthema. Bei den aktuellen Parlamentswahlen wollen fast alle Parteien den Anteil erneuerbarer Energie erhöhen, auch die rechtsgerichteten.
Die Klimaziele, die sich die EU bis 2030 gesteckt hat, wird Portugal schon in zwei, drei Jahren erreichen.
Ausschlaggebend dafür ist nicht unbedingt der Klimaschutzgedanke. Grüne Parteien spielen in der portugiesischen Politik höchstens eine marginale Rolle. Die Politik hat vielmehr das wirtschaftliche Potenzial erneuerbarer Ressourcen im Land erkannt – und auch die politische Kultur im Land spielt eine Rolle.
«Kulturell ist es so, dass Portugiesinnen und Portugiesen Autoritätspersonen wie Politiker und Expertinnen nur selten hinterfragen», sagt Brito. Das sei ein Erbe der jahrzehntelangen Salazar-Diktatur. Deshalb gebe es auch kaum Kritik.
Der Augenschein auf dem Dach macht es deutlich: In Portugal kommt die Energiewende von oben.