- Andrea Nahles ist die neue Vorsitzende der SPD.
- Die 47-jährige Fraktionschefin erhielt auf einem Sonderparteitag am Sonntag in Wiesbaden 66,35 Prozent der Stimmen.
- Sie erhielt 414 von 624 gültigen Stimmen. Für ihre Gegenkandidatin Simone Lange stimmten 172 Delegierte. Es gab 38 Enthaltungen.
- Das ist das zweitschlechteste Ergebnis in der Nachkriegsgeschichte der SPD.
Die SPD wird damit nun erstmals in ihrer 155-jährigen Geschichte von einer Frau geführt. Das freut Kolleginnen und Kollegen:
Nahles sagte in ihrer Bewerbungsrede zu, dass unter ihrer Führung neben der Regierungsverantwortung in der Koalition mit der Union die Erneuerung der SPD nicht zu kurz kommen werde. «Es wird uns gelingen, Leute. Gemeinsam sind wir stark. Wir packen das. Das ist mein Versprechen.»
Regierungsbeteiligung schmeckt nicht allen
Nahles Konkurrentin, Die Flensburger Oberbürgermeisterin Lange, dürfte Stimmen von Gegnern einer grossen Koalition erhalten haben, für die Nahles
vehement geworben hatte.
Erstmals seit fast 23 Jahren stellten sich für den Parteivorsitz zwei Personen zur Wahl. Zuletzt war dies 1995 in Mannheim der Fall, als Oskar Lafontaine den damaligen SPD-Chef Rudolf Scharping ablöste. Lafontaine erhielt damals mit 62,6 Prozent das schlechteste SPD-Ergebnis bei der Vorsitzendenwahl.
Man kann eine Partei in der Regierung erneuern. Diesen Beweis will ich ab morgen antreten.
Nach dem historisch schwachen Ergebnis bei der Bundestagswahl mit 20,5 Prozent der Stimmen will sich die Partei einem inhaltlichen und organisatorischen Erneuerungsprozess unterziehen, der bis Ende 2019 dauern soll.
Nahles lobte den Koalitionsvertrag und sprach von einer guten Regierungsmannschaft. Der Partei sagte sie eine umfassende Erneuerung zu, für die der Parteitag den Startschuss geben soll. «Man kann eine Partei in der Regierung erneuern. Diesen Beweis will ich ab morgen antreten.»
Frauen an der Spitze deutscher Parteien
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Bild 1 von 10. Mit Andrea Nahles steht nun erstmals eine Frau an der Spitze der SPD. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Unter den grösseren Parteien gibt es jetzt nur noch zwei, bei denen für den Spitzenposten noch keine Frau zum Zug kam : die FDP und die CSU. Dafür sieht es bei den anderen Parteien besser aus: Seit April 2000 ist Angela Merkel Vorsitzende der CDU, seit 2005 Bundeskanzlerin. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Bei den deutschen Grünen standen seit Parteigründung 1980 stets Frauen ganz oben, als Teil von Dreier- und später von Doppelspitzen. Nach Petry Kelly, folgten unter anderem Jutta Ditfurth, Marianne Birthler (Foto)... Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. ...und neun Jahre lang Claudia Roth. 2001 wurde sie erstmals Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Sie wurde fünfmal in diesem Amt wiedergewählt. 2013 schied sie als Parteivorsitzende aus und wurde am 22. Oktober 2013 zur Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags gewählt, und vier Jahre später wiedergewählt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Einmal, von 1998 bis 2000, gab es mit Gunda Röstel (links) und Antje Radcke eine weibliche Doppelspitze. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Seit Kurzem bildet Annalena Baerbock mit Robert Habeck das neue Führungsduo der Grünen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Bei der Linken-Vorgängerpartei PDS war Gabi Zimmer 2000 bis 2003 Parteivorsitzende. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Als nächste Frau kam bei der aus PDS und WASG entstandenen Linkspartei im Mai 2010 Gesine Lötzsch zum Zug, gemeinsam mit Klaus Ernst führte sie die Partei aber nur zwei Jahre. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Im Juni 2012 wurden die beiden durch das Führungsduo Katja Kipping und Bernd Riexinger ersetzt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 10. Frauke Petry kam 2013 mit zwei Parteikollegen an die Parteispitze der AfD. 2015 vertrieb Petry auf dem Essener Parteitag mit einer Kampfkandidatur Lucke aus dem Amt und bildete mit Jörg Meuthen eine Doppelspitze. 2017 trat sie aus Partei und Fraktion aus. Die AfD wird aktuell von zwei Männern geführt. Bildquelle: Keystone.
Nahles räumt auch Fehler ein
Ihre Motivation zur Übernahme des Parteivorsitzes sei dieselbe wie vor 30 Jahren, als sie in ihrem rheinland-pfälzischen Heimatort Weiler einen SPD-Ortsverein gegründet habe. «Ich glaube, dass man mit demokratischen Mitteln die Welt für jeden Menschen besser machen kann.»
Im Bundestagswahlkampf räumte Nahles dagegen Fehler ein. «Wir haben im Wahlkampf gesagt, was unser Ziel ist, aber wir haben nicht gesagt, wie wir es erreichen wollen», gestand die 47-Jährige vor den rund 600 Delegierten ein.