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Erste offizielle Hochrechnung Mexiko hat einen neuen Präsidenten

  • Andrés Manuel López Obrador ist als neuer Präsident Mexikos gewählt.
  • Nach einer ersten offiziellen Hochrechnung erhielt er zwischen 53 und 53,8 Prozent der Stimmen, wie der Wahlrat bekannt gegeben hat.
  • Damit wird Mexiko erstmals von einem Regierungschef einer linken Partei geführt.

Es sei ein historischer Tag, sagte Obrador bei einer Feier nach der Wahl.
Legende: Es sei ein historischer Tag, sagte López Obrador bei einer Feier nach der Wahl. Reuters

Bei seinem dritten Versuch hat es Andrés Manuel López Obrador geschafft: Der 64-jährige Links-Nationalist gewinnt die Präsidentenwahl in Mexiko.

Nach einer ersten offiziellen Hochrechnung erhielt er zwischen 53 und 53,8 Prozent der Stimmen, wie der Wahlrat am Sonntagabend (Ortszeit) nach der Auszählung von rund 7800 repräsentativen Wahlzentren mitteilte. Damit hat er seine Konkurrenten mit grossem Abstand zurückgelassen.

Gratulation vom Amtsinhaber

Für den Kandidaten der Regierungspartei PRI, José Antonio Meade, gaben nach Angaben des Wahlamts zwischen 15,7 bis 16,3 Prozent der Wähler ihre Stimme ab. Ricardo Anaya von der PAN-Partei erhielt zwischen 22,1 und 22,8 Prozent.

Anaya und Meade gestanden ihre Niederlage kurz nach Bekanntgabe der ersten Prognosen ein. Derweil gratulierte der Amtsinhaber Enrique Peña Nieto seinem Nachfolger und wünschte diesem eine «erfolgreiche Amtsführung». López Obrador wird den Posten im Dezember antreten.

Auf der Plaza de la Constitución – dem zentralen Platz in Mexiko-Stadt, der auch Zócalo genannt wird – liess sich der Neugewählte von seinen Anhängern feiern, wie SRF-Korrespondent Thomas von Grünigen twittert.

Glückwünsche aus Nord- und Südamerika

Auch US-Präsident Donald Trump beglückwünschte AMLO auf Twitter zum Wahlsieg. «Ich freue mich darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten. Es gibt viel zu tun, wovon die USA und Mexiko profitieren werden», schrieb Trump.

Boliviens sozialistischer Präsident Evo Morales schickte ebenfalls Glückwünsche via Twitter: «Wir sind uns sicher, dass seine Regierung eine neue Seite in der Geschichte der lateinamerikanischen Würde und Souveränität schreiben wird.» Schliesslich gratulierte Venezuelas umstrittener Präsident Nicolás Maduro dem Brudervolk Mexikos in einem Tweet.

Rund 89 Millionen Menschen waren wahlberechtigt. Nach einer ersten Schätzung des Wahlrats lag die Wahlbeteiligung bei rund 61 Prozent. Auch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt konnte sich die Partei von López Obrador durchsetzen. Nach ersten Auszählungen wurde dort Claudia Sheinbaum zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Sheinbaum ist die erste Frau, die in das Amt gewählt wurde.

Wahl ohne Zwischenfälle – viele Tote im Wahlkampf

Die Wahl verlief nach Angaben von Beobachtern ohne grössere Zwischenfälle. In manchen Sonder-Wahlzentren fehlten jedoch Berichten zufolge Stimmzettel. Das mexikanische TV zeigte Videos von Menschen, die vor den Wahllokalen warteten, weil die Stimmzettel ausgegangen waren. In den speziellen Wahlzentren konnten Mexikaner wählen, die am Tag der Abstimmung nicht in ihrem Stimmkreis waren.

Im ganzen Land waren mehr als 157'000 Wahlzentren geöffnet. Der Wahlkampf in Mexiko wurde von Gewalt gegen Politiker überschattet. In den vergangenen zehn Monaten wurden 135 Politiker umgebracht, 48 von ihnen waren Kandidaten für mehrheitlich kommunale Ämter.

López Obrador will «radikale Veränderungen»

Box aufklappen Box zuklappen

Im Wahlkampf hatte López Obrador die herrschende Klasse eine «Mafia der Macht» genannt, die er vertreiben wolle. Er versprach einen grundlegenden Wandel. «Ich strebe eine wahre Demokratie an, keine Diktatur. Die Veränderungen werden tiefgreifend sein, aber im legalen Rahmen. Es wird unternehmerische Freiheit geben, Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit.»

Damit kontert er Gegner, die ihm unterstellen, er wolle einen desaströsen Sozialismus wie in Venezuela errichten. Davon aber ist er weit entfernt, auch wenn er seine eigenen Präferenzen haben wird. «Wir werden allen zuhören, alle empfangen und respektieren. Aber Vorrang haben die einfachen und die vergessenen Leute.» Damit meint er jene Mexikaner, die in Armut leben.

Und er nennt ausdrücklich die Indigenen. Sie machen etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus. Seine eigenen Ambitionen packt López Obrador in einen Satz: Er wolle als guter Präsident von Mexiko in die Geschichte eingehen. (casm)

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