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Erwartungen nicht erfüllt Warum Papst Franziskus viele enttäuscht

Vom aktuellen Oberhaupt der katholischen Kirche haben sich viele mutige Schritte erhofft. Sie bleiben bis anhin aus.

«Die Kraft der Berufung» heisst ein Buch, das am Montag erschienen ist. Darin bezeichnet der Papst gemäss Medienberichten die Homosexualität als «eine Mode unserer Gesellschaften». Homosexuelle sollten weder zum Priesteramt noch zu religiösen Orden zugelassen werden, so das Kirchenoberhaupt.

Für die katholische Kirche sind solche Aussagen kein Novum. Seit Jahrhunderten ist das ihr Standpunkt. Nur hatten viele von diesem Papst etwas anderes erwartet. Kurz nach seiner Wahl hatte Franziskus nämlich Lesben und Schwule nicht verdammen wollen, sondern gefragt: «Wer bin ich, um zu urteilen?»

Franziskus bleibt bei der Doktrin

Aufgrund dieses Satzes hatten viele gehofft, die katholische Kirche werde sich öffnen. Doch dem ist nicht so, Franziskus bestätigt die Doktrin. Übrig bleibt einzig Franziskus’ Aussage, dass man Homosexuelle nicht diskriminieren dürfe. Das ist eine Maxime, die aber ganz offensichtlich in der katholischen Kirche selber keinen Platz hat.

Die Aussagen des Papstes gegenüber Lesben und Schwulen kommen nur wenige Wochen nach jenen zum Thema Abtreibung. Franziskus hatte während einer Predigt auf dem Petersplatz den Schwangerschaftsabbruch mit einem Auftragsmord gleichgesetzt. Es war eine äusserst provokative Aussage, die viele Frauen verletzte und auch in der Schweiz zu Kirchenaustritten führte.

Das Klima will er schützen

Fünfeinhalb Jahre ist Franziskus nun im Amt. Mit seiner grünen Enzyklika hat er sich als Reformer erwiesen. In diesem Lehrschreiben ruft er eindringlich dazu auf, den Klimawandel entschieden zu bekämpfen. Auch seine offene Haltung gegenüber Migranten wird von vielen vor allem sozial engagierten Katholikinnen und Katholiken sehr geschätzt.

Doch bei den Themen Moral und Sexualität hat dieser Papst die Hoffnung vieler Gläubigen – vorab in westlichen Ländern – enttäuscht. Geschiedene, die wieder heiraten, bleiben weiterhin generell von der heiligen Kommunion oder der Beichte ausgeschlossen. Nur im Einzelfall sind Ausnahmen möglich. Das allerdings war schon vor Franziskus der Fall.

Kein überzeugender Umgang mit Missbrauch

Die grösste Wunde dieses Pontifikats aber bleibt der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Priester. Dazu nur ein Beispiel: Im Frühjahr mussten deswegen sämtliche Bischöfe Chiles ihren Rücktritt anbieten. Das war ein unerhörter Vorgang.

Auch dem amtierenden Papst ist es bisher nicht gelungen, diese Krise, die die katholische Kirche erschüttert, überzeugend anzugehen.

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