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Erweiterte Offensive Israel will Gaza dauerhaft besetzen – das ist bisher bekannt

Israelische Soldaten sollen den Gazastreifen erobern und langfristig kontrollieren. Das ist der Plan und die Reaktionen.

Ausgangslage: Israel erwägt eine vollständige Besetzung des Gazastreifens im Zuge einer erweiterten militärischen Offensive gegen die Hamas. Zudem soll die Kontrolle über Hilfslieferungen in den Küstenstreifen übernommen werden, wie das Sicherheitskabinett von Premier Benjamin Netanjahu am Montag beschlossen hat. Netanjahu kündigte einen «intensiven» Einsatz an. Israel hatte seine Offensive im Gazastreifen nach einer zweimonatigen Waffenruhe im März wieder aufgenommen und eine Blockade für Hilfsgüter verhängt.

Das Vorgehen: Der israelische öffentlich-rechtliche Sender «Kann» berichtete unter Berufung auf mit den Details vertraute Beamte, der neue Plan sei schrittweise angelegt und würde Monate dauern. Israelische Truppen haben bereits etwa ein Drittel des Gazastreifens unter ihre Kontrolle gebracht, die Bevölkerung vertrieben und Wachtürme sowie Überwachungsposten auf geräumtem Land errichtet, das vom Militär als Sicherheitszonen ausgewiesen wurde. Der neue Plan würde diese Bemühungen ausweiten.

Was bedeutet das für die Bevölkerung in Gaza? Netanjahu sagte in einem auf der Plattform X veröffentlichten Video: «Die Bevölkerung wird zu ihrem eigenen Schutz umgesiedelt.» Er betonte, dass israelische Soldaten nicht mehr wie bisher in den Gazastreifen eindringen, Angriffe durchführen und sich dann wieder zurückziehen würden. «Das Gegenteil ist beabsichtigt.» Ein israelischer Regierungsvertreter gab an, die neu genehmigte Offensive ziele darauf ab, das gesamte Gebiet des Gazastreifens einzunehmen, die Zivilbevölkerung nach Süden zu verlegen und zu verhindern, dass humanitäre Hilfe in die Hände der Hamas falle. Die Verteilung von Hilfsgütern, die zuvor von internationalen Hilfsorganisationen und UNO-Organisationen verwaltet wurde, soll demnach an private Unternehmen übertragen und im südlichen Gebiet um Rafah verteilt werden, sobald die Offensive beginnt. Die Entscheidung folgt auf wochenlange erfolglose Bemühungen um einen Waffenstillstand mit der Hamas.

Panzer.
Legende: Israelische Panzer im Juni 2024 an der Grenze zum Gazastreifen. REUTERS/Amir Cohen

Wann soll die vollständige Besetzung starten? Das israelische Militär nahm zunächst nicht Stellung zu den Plänen. Regierungskreise verwiesen auf ein «Zeitfenster» für einen Waffenstillstand und ein Abkommen zur Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gazastreifen während des Besuchs von Präsident Trump in der Region kommende Woche. «Wenn es keine Geiselvereinbarung gibt, wird die Operation ‹Gideon Chariots› mit grosser Intensität beginnen und nicht enden, bis alle ihre Ziele erreicht sind», sagte ein Insider.

So reagiert die Hamas: Hamas-Vertreter Mahmoud Mardawi kritisierte die Planungen als «Druck und Erpressung». Er betonte, man akzeptiere «kein Abkommen ausser einem umfassenden, das einen vollständigen Waffenstillstand, den vollständigen Rückzug aus Gaza, den Wiederaufbau des Gazastreifens und die Freilassung aller Gefangenen von beiden Seiten umfasst.»

So reagieren die Geisel-Angehörigen: Sie werfen der Regierung vor, die Geiseln aufzugeben. Israels Führung seien Gebiete wichtiger als die Verschleppten, sie handle damit gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung, sagte das Forum der Geisel-Familien.  Umfragen zufolge befürwortet eine grosse Mehrheit der israelischen Bevölkerung ein Abkommen, das die Freilassung aller noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln vorsieht – auch wenn dies ein Ende des Krieges bedeuten würde.

SRF 4 News, 5.5.2025, 16 Uhr ; 

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