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Krieg in Nahost Nach Huthi-Angriff auf Israel: Netanjahu droht auch dem Iran

Das ist passiert: Am dritten Tag in Folge hat die jemenitische Huthi-Miliz ihre Raketenangriffe auf Israel fortgesetzt. In zahlreichen Gebieten Israels heulten Warnsirenen, darunter auch Tel Aviv und Jerusalem.

Umkreis des Flughafens Tel Aviv getroffen: Nach israelischen Militärangaben gab es einen Raketeneinschlag in der Nähe des internationalen Flughafens Ben Gurion. Das Geschoss schlug laut der Flughafenbehörde auf einer Strasse nahe eines Parkplatzes des Terminal 3 ein. Nach Angaben eines Rettungsdienstes wurden acht Menschen verletzt. Der Flugverkehr war zeitweilig unterbrochen und die Zufahrtsstrassen zum Flughafen vorübergehend gesperrt. Ben Gurion ist Israels grösster und wichtigster internationaler Flughafen.

Swiss und weitere Airlines sagen Flüge nach Tel Aviv ab

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Die Swiss führt bis mindestens Dienstag keine Flüge zwischen Zürich und Tel Aviv durch. Die Fluggesellschaft informierte in einem Communiqué über die Annullationen. Sämtliche Flüge von und nach Israel der Lufhansa-Gruppe sind von der Aussetzung betroffen.

Betroffene Fluggäste würden benachrichtigt und bei Verfügbarkeit auf andere Flüge umgebucht.

Man sei mit den Swiss-Mitarbeitenden in Tel Aviv im Kontakt, hiess es weiter. Sie seien wohlauf.

Bereits vor der Medienmitteilung war die Absage des Swiss-Flugs nach Tel Aviv vom Sonntag publik geworden.

Dieser sollte ursprünglich um 11:50 Uhr in Zürich abheben und um 17 Uhr Ortszeit (16 Uhr Schweizer Zeit) in Israel landen.

Auch Air Europe kündigte an, alle Flüge am Sonntag nach Israel zu streichen. Ein Flugzeug der Air India, das von Neu-Delhi nach Israel unterwegs war, kehrte nach einem Flug über Jordanien nach Indien zurück.

Angst und Panik: Videos in sozialen Medien zeigten, wie Menschen panisch reagierten. Andere Aufnahmen zeigten hinter geparkten Flugzeugen und Flughafengebäuden eine schwarze Rauchsäule, die von einem Passagierterminal aus sichtbar war. Auf einem anderen Bild war eine mit Trümmern bedeckte Strassenkurve zu sehen.

Ein Zeuge erzählt: Ein Taxifahrer namens Yossi, der sich am Flughafen Ben-Gurion befand, erzählte dem israelischen Nachrichtenportal «ynet»: «Es war Raketenalarm zu hören und unmittelbar darauf ein wahnsinnig lauter Knall. Es blieb keine Zeit, um loszurennen und einen Schutzraum im Terminal 3 zu suchen.» Es sei sofort klar gewesen, dass die Rakete in der Nähe eingeschlagen sei. «Alles bebte, kleine Steine flogen durch die Luft. Es herrschte grosse Panik.»

Huthi bekennen sich zu Angriff: Die mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz im Jemen hat den Angriff auf den Tel Aviver Flughafen für sich reklamiert. Sie hätten mit einer «Hyperschallrakete» auf den Flughafen Ben Gurion gezielt, hiess es in einer Erklärung. Der von den Huthi eingesetzte Raketentyp liess sich zunächst nicht unabhängig bestätigen. Die Huthi forderten internationale Airlines auf, den Flughafen aus Sicherheitsgründen zu meiden.

So reagiert Israel: Israel will auf den Angriff nicht nur gegen die jemenitische Miliz selbst, sondern auch gegen deren iranische Verbündete reagieren. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schrieb in einem Post auf der Plattform X: «Attacken durch die Huthi gehen vom Iran aus. Israel wird auf den Huthi-Angriff auf unseren wichtigsten Flughafen reagieren und – zu einem Zeitpunkt und an einem Ort unserer Wahl – gegen ihre iranischen Terrormeister.» Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor den Huthi gedroht, «siebenfach zurückzuschlagen». Das israelische Nachrichtenportal «ynet» berichtete, bei einer dringend einberufenen Sicherheitsberatung sei beschlossen worden, dass Israel die militärische Antwort auf den Huthi-Angriff in enger Abstimmung mit den USA ausführen werde.

Jemen ernennt neuen Ministerpräsidenten

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Die international anerkannte Regierung im Bürgerkriegsland Jemen hat einen neuen Ministerpräsidenten. Finanzminister Salem Saleh bin Braik übernimmt das Amt, wie die jemenitische Nachrichtenagentur Saba unter Berufung auf den Präsidialrat am Samstagabend meldete. Die anderen Regierungsmitglieder sollten ihre Arbeit wie bisher weitermachen, hiess es.

Sein Vorgänger, Ahmed Auad bin Mubarak, war zuvor zurückgetreten. Er habe im Amt viele «Schwierigkeiten und Herausforderungen» gehabt, hatte er bei X mitgeteilt. Unter anderem sei es ihm nicht gelungen, die Regierung umzubauen. Bin Mubarak hatte das Amt erst im Februar des Vorjahres übernommen.

Im Jemen läuft seit zehn Jahren ein Bürgerkrieg, das Land ist faktisch gespalten. Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz kontrolliert grosse Gebiete im Norden samt der Hauptstadt Sanaa, die von Saudi-Arabien unterstützte Regierung den Süden. Die Macht liegt innerhalb dieser Regierung vor allem beim 2022 gegründeten Präsidialrat, der angeführt wird von Ex-Innenminister Raschad al-Alimi. Wegen des Bürgerkriegs litt der Jemen unter einer der schwersten humanitären Krisen weltweit.

Der Hintergrund: Seitdem Israels Armee die Angriffe im Gazastreifen am 18. März wieder aufgenommen hat, feuert auch die Huthi-Miliz aus Solidarität mit der islamistischen Hamas wieder regelmässig Geschosse Richtung Israel. Es ist das erste Mal, dass es den Huthi gelungen ist, mit einer Rakete den Umkreis des Flughafens bei Tel Aviv zu treffen. Israels Armee hatte zuletzt selbst keine Ziele im Jemen mehr angegriffen – offenbar in Abstimmung mit den USA, deren Militär seit fast zwei Monaten immer wieder Ziele der Huthi-Miliz bombardiert.

SRF 4 News, 04.05.2025, 10 Uhr ; 

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