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EZB gibt sich mehr Spielraum bei der Inflation, was bedeutet das?
Aus Info 3 vom 08.07.2021. Bild: Imago
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Europäische Zentralbank Das steckt hinter der neuen EZB-Strategie

Die Europäische Zentralbank hat sich ein neues Inflationsziel gesetzt. Zwei Prozent soll die Teuerungsrate künftig betragen. Bei der Geldpolitik soll zugleich der Klimaschutz mehr berücksichtigt werden. Antworten zur Strategieanpassung von EU-Korrespondent Charles Liebherr.

Charles Liebherr

Charles Liebherr

EU-Korrespondent

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Charles Liebherr ist EU-Korrespondent von Radio SRF. Davor war er unter anderem in der SRF-Wirtschaftsredaktion tätig, später war er Frankreich-Korrespondent. Liebherr studierte in Basel und Lausanne Geschichte, deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Politologie.

SRF News: Warum diese Strategie-Anpassung und was ändert sich damit?

Charles Liebherr: Es ist eine wesentliche Änderung. Die EZB spricht jetzt neu von einer symmetrischen Teuerung von zwei Prozent als neues Ziel. Sie sagt damit, dass sie mittelfristig weder positive noch negative Abweichungen bei der Teuerung akzeptieren möchte. Das wiederum verschafft ihr mehr Handlungsspielraum: Liegt die Teuerung nämlich lange unter dem Zielwert von zwei Prozent und steigt dann plötzlich an, wie es gerade der Fall ist, muss die EZB eben nicht sofort reagieren, indem sie ihre Zinsen anhebt, weil eben das Ziel ja nur ein mittelfristiges Ziel ist. Und die Finanzmärkte kleben darum etwas weniger an den Lippen von EZB-Chefin Christine Lagarde. Alles soll etwas berechenbarer werden und damit natürlich auch stabiler.

Zur neuen Strategie gehört auch, den Klimawandel zu bekämpfen und grüner zu werden. Was kann da die EZB tun?

Die EZB kann dafür sorgen, dass das Geld dorthin fliesst, wo es entweder keinen Schaden anrichtet oder dorthin, wo es Nutzen schafft in Bezug auf die Klimaziele. Die neue EZB-Strategie verfolgt darum mehrere Ziele: Die Anpassung an den Klimawandel birgt grosse finanzielle Risiken für Unternehmen, die investieren müssen. Aber auch für die Banken als deren Kreditgeber und damit dann logischerweise auch für die Zentralbanken. Darum will die EZB eben mehr Transparenz schaffen in Bezug auf die Klimarisiken im Finanzsektor. Sie will eben auch bessere Werkzeuge schaffen, um diese Klimarisiken zu bewerten. Künftig soll es sogar einen Klima-Stresstest für Banken im Euro-Raum geben. Letztlich will die EZB auch ihre eigenen Anlagen nachhaltig einsetzen und so ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten.

Welchen Folgen hat die neue EZB-Strategie für Sparerinnen und Sparer?

Beim neuen Inflationsziel werden Sparerinnen und Sparer die neue Strategie spüren. Bestenfalls, würde ich einmal sagen, und vielleicht nicht schon heute. Aber vielleicht dann übermorgen wird die EZB den Pfad der ultralockeren Geldpolitik verlassen müssen und ihre Zinsen anheben. Das gibt dann etwas mehr Geld auf dem Sparkonto.

In die Berechnung der Teuerung sollen künftig auch die Kosten für selbst genutztes Wohneigentum einfliessen. Auch da gibt es einen direkten Bezug zur Festlegung der Zinsen der EZB. Wer als Privatperson schliesslich erspartes Geld anlegen will, wird eben bessere Informationen erhalten, in welchen Bereichen nachhaltiges Anlegen möglich ist.

Das Gespräch führte Danièle Hubacher.

Info 3, 08.07.2021, 17:00 Uhr;

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4 Kommentare

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  • Kommentar von Johann Meier  (H.J. Meier)
    Irgendein geldpolitisches Instrument braucht eine Zentralbank ja. Bis anhin war es der Leitzins, doch dieser klebt seit der subprime crisis ja bei 0 und nur schon eine mögliche Ankündigung des FED einer Erhöhung des Zinses lässt die Börsen in Schwellenländern straucheln. Und ja sicher, bei der aktuellen globalen Verschuldung kommt etwas Inflation sicher nicht ungelegen. Mit realer Wirtschaft hat das aber schon lange nichts mehr zu tun, da geht es nur noch um Schulden und (nominales) Geld.
  • Kommentar von Patrick Janssens  (patrickjanssens)
    Wo das hinführt? Eine Inflationsrate von 2% und eine Wirtschaft, die alles daran tut Löhne einzufrieren oder zu mindern, dies alles unter dem wohlwollenden Auge der Politik. Resultat Kaufkraftverlust was letztendlich endet in einem Wirtschaftssuizid.
  • Kommentar von Salzmann Benjamin  (Benjamin Salzmann)
    Die Strategie ist wohl eher, dass sich die Staaten via Inflation entschulden müssen. Spätestens seit Corona ist man ja völlig schmerzfrei im Ausgeben von Geld, dass einem nicht gehört.
    1. Antwort von Christian Halter  (⌒o⌒)人(⌒-⌒)
      1/2 @Salzmann: genau ihrer Meinung. Und wie User @Janssens sagt: das geht mit einem Kaufkraftverlust der breiten Bevölkerung einher. Kurz gesagt: die EU verschleudert Geld und macht die Bürger der EU-Lämder ärmer. Nur checkt das der Plebis nicht und solange können sie weiterwursteln, bis die EU irgendwann verarmt und die Löhne wieder so "billig" sind, dass die EU-Löhne wieder "kompetitiver" sind zu aufstrebenden Schwellenländern, z.B. China. Dann ab in die Fabrik und den Wirtsch.motor befeuern.