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Bild 1 von 6. Für die Sozialdemokratische Partei Europas zieht der Deutsche Martin Schulz in den Wahlkampf. Schulz ist derzeit Präsident des EU-Parlaments. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 6. Er ist der härteste Konkurrenz von Sozialdemokrat Martin Schulz: Jean-Claude Juncker, der Kandidat der konservativen Europäischen Volkspartei. Juncker war fast 19 Jahre lang luxemburgischer Regierungschef. Während 8 Jahren führte er die Geschäfte der Euro-Gruppe. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 6. Die europäischen Liberalen schicken den früheren belgischen Regierungschef und jetzigen Fraktionschef der Liberalen im EU-Parlament, Guy Verhofstadt, als Bewerber für die Barroso-Nachfolge ins Rennen. Verhofstadt gilt als Kandidat, der besonders im Süden Europas Anklang findet. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 6. Schnauz und Pfeife sind seine Markenzeichen: José Bové (60) aus Frankreich, Kandidat der Grünen. Der Globalisierungsgegner ist seit 2009 Mitglied des EU-Parlamentes. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 6. Ebenfalls für die Grünen zieht die 32-jährige Ska Keller aus Deutschland in den Wahlkampf. Als einzige Partei bestimmten die Grünen die Kandidaten nicht selbst, sondern hielten eine Vorwahl im Internet ab. Der Rücklauf war allerdings mager: EU-weit gaben gerade einmal 22'000 Menschen ihre Stimme ab. Bildquelle: European Green Party.
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Bild 6 von 6. Die Europäische Linke hat den griechischen Oppositionsführer Alexis Tsipras nominiert. Der Chef der linksradikalen Syriza-Partei ist ein unerbittlicher Kritiker des Sparkurses, der seinem Heimatland und anderen Euro-Krisenstaaten von den internationalen Geldgebern im Gegenzug für Notkredite auferlegt wurde. Bildquelle: Reuters.
Worin unterscheiden sich Juncker und Schulz?
Juncker vertritt die bürgerlichen Parteien, Schulz die sozialdemokratischen. Aber: Juncker orientiert sich als Christlichsozialer an der politischen Mitte, und Martin Schulz als rechter Sozialdemokrat ebenfalls.
Derzeit erwecken die beiden den Eindruck, dass Juncker angesichts der Krise den Sparzwang ein bisschen mehr unterstreicht, Schulz dagegen die Gefahr des Abwürgens von Wirtschaftswachstum. In der Praxis würden sich wohl beide am politisch Machbaren orientieren.
Wie sehen Juncker und Schulz die Schweiz und die Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz?
Wenn er an Europa denke, schwinge Schweizer Musik mit, sagt Juncker. Und Schulz sagt, die EU könne von der Schweiz eine Menge lernen. Beide stellen sich in Schweizer Medien regelmässig als Schweiz-Freunde oder –Bewunderer dar.
Doch beide sind auch überzeugte Europäer. Dass die Schweiz abseits steht, können sie nur schwer verstehen. Die bilateralen Beziehungen sind für sie eine bedauerliche Notlösung, auch wenn sie das so nicht sagen.
Was dürfte die Schweiz vom einen oder andern an der Spitze der EU-Kommission erwarten?
Beide würden wohl den bisherigen Kurs der EU gegenüber der Schweiz beibehalten. Sie würden also erstens auf ein Rahmenabkommen pochen, das die Übernahme von neuem EU-Recht durch die Schweiz vereinfacht und regelt, wie Streitigkeiten zwischen der EU und der Schweiz beigelegt werden.
Zweitens würden sie dieses Rahmenabkommen zur Voraussetzung für weitere Abkommen erklären, zum Beispiel dem geplanten Elektrizitätsmarkt-Abkommen.
Drittens würden sie auf dem Prinzip der Personenfreizügigkeit beharren. Diese Positionen haben sich inzwischen in allen EU-Institutionen durchgesetzt, auch im EU-Parlament und im EU-Rat, der Vertretung der Mitgliedstaaten.
Barroso gilt als Freund der Schweiz. Wird Brüssel nach seinem Abgang ein härteres Pflaster für Schweizer Diplomaten?
Nein. Barroso hat zwar in Genf studiert und schildert gern die gute Zeit, die er da erlebt habe. Im Übrigen handhabt er die bilateralen Dossiers aber ganz ähnlich, wie sie wohl auch Schulz und Juncker handhaben würden: Freundlich im Ton, hart in der Sache.
Ist es sicher, dass einer der beiden EU-Kommissionspräsident wird?
Nein. Die EU-Parteien fordern das zwar, und das EU-Parlament wählt den EU-Kommissionspräsidenten auch - aber auf Vorschlag der EU-Staats- und Regierungschefs. Die müssen laut EU-Verträgen bei ihrem Vorschlag den Ausgang der EU-Parlamentswahlen berücksichtigen. Ihres Erachtens tun sie das, wenn sie ein Mitglied der stärksten Partei wählen. Es gibt keinen Automatismus für den Spitzenkandidaten, sagte zum Beispiel die deutsche Bundeskanzlerin Merkel.
Die Parteien hingegen halten es für undemokratisch, die Spitzenkandidaten zu übergehen. Falls die Staats- und Regierungschefs tatsächlich eine andere Person vorschlagen sollten, droht der EU eine Blockade, weil das Parlament die Wahl verweigern könnte.