Zum Inhalt springen

Ex-Finanzchef im Vatikan Umstrittener australischer Kardinal George Pell gestorben

  • Der australische Kardinal George Pell ist tot. Zwischenzeitlich war er der drittmächtigste Mann im Vatikan.
  • Pell wurde 2018 erstinstanzlich wegen Kindesmissbrauch verurteilt. In einem Berufungsverfahren 2020 wurde er später von den Vorwürfen freigesprochen.
  • Er verstarb überraschend infolge einer Routineoperation an der Hüfte.

Im Alter von 81 Jahren ist der australische Kardinal George Pell in Rom verstorben, wie der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, mitteilte. Medienberichten zufolge starb der Kardinal nach einer Routineoperation. Noch im Januar hat man den Geistlichen an der Aufbahrung des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. gesehen.

Auf dem Bild sieht man den sitzenden George Pell.
Legende: Am 8. Juni 1942 wurde George Pell im australischen Ballarat geboren. Keystone/Gregorio Borgia

Im Jahr 1966 wurde der Australier zum Priester geweiht und 1987 erhielt George Pell die Bischofsweihe. Ab 2014 war Pell schliesslich Finanzchef unter Papst Franziskus. Damit hatte er jahrelang den Status als Nummer drei im Vatikan inne. Es war die höchste Position, die er in seiner Karriere in der katholischen Kirche je einnahm.

«Atemberaubend arrogant, gefühllos und brutal»

Box aufklappen Box zuklappen

2018 wurde Kardinal Pell in Melbourne zu sechs Jahren Haft verurteilt. Bei der Urteilsverkündung wurde er – wie SRF-Australien-Korrespondent Urs Wälterlin berichtet – vom Richter als «atemberaubend arrogant, gefühllos und brutal» bezeichnet. Er wurde in dem Berufungsprozess später freigesprochen. Doch: «Schon 2017 hatte eine Untersuchungskommission festgestellt, dass Pell bereits in den 1970er-Jahren von Missbrauchsfällen durch katholische Priester gewusst hat, aber nichts dagegen unternommen hatte», sagt Wälterlin.

Die Reaktionen auf seinen Tod seien in Australien sehr heftig, so Wälterlin. «Pell goes to hell» (dt.: Pell fährt zur Hölle) sei noch eine der milden Reaktionen, die er im Internet gesehen habe.

Als Vorsteher der katholischen Kirche in Australien, bevor er nach Rom berufen wurde, galt Pell als Vertreter eines sehr konservativen Katholizismus. Für ihn war Abtreibung schlimmer als Mord, Homosexualität verurteilte er als unnatürlich, auch Transmenschen schien er zu hassen, reflektiert der Korrespondent. «Kaum bekannt ist, dass er bis zum Schluss ein vehementer Leugner des Klimawandels war.»

George Pell ist der ranghöchste Geistliche in der Geschichte der katholischen Kirche, der einst wegen Kindermissbrauchs verurteilt wurde. Bereits vor dem Gerichtsverfahren wurden Missbrauchsvorwürfe gegen den Kardinal laut. Der konkrete Fall reicht bis ins Jahr 1996 zurück.

Er soll damals in den Missbrauch zweier Chorknaben involviert gewesen sein. Erstinstanzlich wurde Pell zu einer Haftstrafe in der Höhe von sechs Jahren verurteilt. Nach dem Berufungsverfahren 2020 wurde Pell freigesprochen. Er befand sich 13 Monate in Haft, ehe er aus dem Gefängnis entlassen wurde.

SRF 4 News, 11.01.2023, 02:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel