In einem Wald nahe dem französischen Dorf Meymac sollen die Leichen von 46 deutschen Wehrmachtssoldaten exhumiert werden, die dort 1944 als Kriegsgefangene von Résistance-Kämpfern erschossen und verscharrt worden waren. Seit Mittwoch wird nach menschlichen Überresten gesucht. «Das Georadar hat diese Fläche befahren, und sagt, hier sind Anomalien in der Erde», sagt Thomas Schock vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Das könnte auf ein Grab hinweisen.
Der Volksbund äusserte die vorsichtige Hoffnung, die Toten zu finden und zu bergen. Die Gebeine würden dann in einem Institut in Marseille untersucht. Doch erst, wenn Erkennungsmarken gefunden werden, ist eine Identifikation möglich. Dann könnte der Volksbund Angehörige suchen und informieren. Bestattungsort wäre eine deutsche Kriegsgräberstätte in Frankreich. Der Volksbund sucht nicht nur Kriegstote im Ausland, er kümmert sich auch um das Anlegen und Pflegen von Gräbern deutscher Soldaten beider Weltkriege im In- und Ausland.
Letzter lebender Zeuge bricht Schweigen
Anstoss für die Suche waren Aussagen von Edmond Réveil. Der 98-Jährige war Mitglied der Résistance und Zeuge der Exekution von 46 deutschen Soldaten und einer Französin im Juni 1944. «Wir bekamen den Auftrag, die Gefangenen zu töten. Unser Kapitän hat geweint, als er ihnen das mitteilte», sagt Réveil. «Er sprach mit jedem einzelnen von ihnen und sagte, dass sie erschossen werden würden. Jeder Widerstandskämpfer tötete einen Deutschen. Ich und drei oder vier weitere haben nicht teilgenommen.»
Kurz vor den Hinrichtungen in Meymac hatte die Waffen-SS zwei Massaker in der Region verübt, mit über 700 Toten, dabei wurde das Dorf Oradour-sur-Glane ausgelöscht. Auf der anderen Seite nahmen die Widerstandskämpfer hunderte deutsche Soldaten in Gefangenschaft – und hätten im Fall von Meymac nicht gewusst, was sie mit ihnen machen sollen.
Über die Hinrichtungen habe Réveil nicht sprechen dürfen. Nach über 70 Jahren hat der letzte lebende Zeuge nun aber sein Schweigen gebrochen: «Die Welt muss wissen, was passiert ist. Das Ereignis ist nicht glorreich, es ist nicht erlaubt, Gefangene zu töten.»
Ein Stück unrühmliche Geschichte ist in Meymac ans Tageslicht gekommen. Bis Ende August setzen die Ausgräber alles daran, dass die Leichen der deutschen Soldaten gefunden und identifiziert werden können.