- Im Internet wird ein Bild verbreitet, das die Staatschefs von Deutschland, Frankreich und Grossbritannien angeblich mit Drogenutensilien zeigen soll.
- Das Gerücht hat auch das russische Aussenministerium gestreut. Ein genauer Blick zeigt aber: Es ist falsch.
- Die verschiedenen europäischen Regierungen gehen von einer gezielten Desinformationskampagne aus.
In diversen Social-Media-Kanälen war eine Szene veröffentlicht worden, wie der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer auf der Zugfahrt nach Kiew zusammensitzen. Sie hatten dort die Geschlossenheit des Westens in der Unterstützung der Ukraine demonstriert. Ein Taschentuch von Macron wurde dabei als Drogenpäckchen, ein Stäbchen vor Merz war als Löffelchen für den Kokainkonsum bezeichnet worden.
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Bild 1 von 2. An Macrons Platz liegt ein benutztes Nastuch. Neben dem Glas von Merz liegt ein Stäbchen. Bildquelle: Keystone/AP Pool AFP Byline LUDOVIC MARIN (Markierungen SRF).
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Bild 2 von 2. Beim Stäbchen dürfte es sich um einen Bambusstocher handeln, der für Fingerfood und Getränkegarnituren verwendet wird. Bildquelle: PD.
Das Gerücht verbreitet hat etwa der US-Verschwörungsideologe Alex Jones. Er war in der Vergangenheit bereits verurteilt worden, weil er einen Amoklauf an einer US-Schule verleugnet hatte.
Die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, verbreitete den Kokainvorwurf auf Telegram. Sie behauptete, die Staatschefs hätten vergessen, die Utensilien für den Drogenkonsum wegzuräumen.
«Vorsicht vor Manipulation», warnte die französische Regierung auf der Plattform X. Das Gerücht war unter anderem auf einer Website verbreitet worden, die in der Aufmachung stark einer von Frankreich als Teil des russischen Propaganda-Netzwerkes identifizierten Seite gleicht.
«Dies ist ein Taschentuch. Um sich zu schnäuzen», schrieb der Élysée-Palast weiter. «Wenn die europäische Einheit stört, geht die Desinformation so weit, ein einfaches Taschentuch als Droge auszugeben. Diese Falschinformation wird von den inneren und äusseren Feinden Frankreichs verbreitet.»
Die CDU – die Partei des deutschen Bundeskanzlers Merz – schrieb auf X: «Es ist tatsächlich nur ein Taschentuch.» Aktuell werde von vielen Seiten versucht, die öffentliche Meinung durch Desinformationskampagnen zu beeinflussen. «Feinde unserer Demokratie versuchen, gezielt die europäische Einigkeit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schwächen. Wir halten dagegen.»
Auch die britische Regierung warnte vor Desinformation. Man wisse nicht, wer hinter der Falschinformation stecke, sagte ein Regierungssprecher der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Aber man habe solche Versuche schon in der Vergangenheit gesehen, vor allem seitens des russischen Staates, der mit Blick auf den Krieg in der Ukraine zunehmend verzweifelt sei.