Die Festnahme des ehemaligen katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont habe zumindest bewirkt, dass es nun doch zu einem internationalen Urteil komme, schreibt die grösste katalanische Tageszeitung, «La Vanguardia». Bisher hat die spanische Zentralregierung abgelehnt, dass sich eine dritte Partei in den Konflikt zwischen Madrid und Barcelona einschaltet.
Die Festnahme spielt laut der Zeitung nun allen Beteiligten in die Hände: der Zentralregierung von Mariano Rajoy, falls Puigdemont ausgeliefert werde, und den Separatisten, falls Deutschland eine Auslieferung ablehne. Darüber müsse jetzt das deutsche Bundesland Schleswig-Holstein entscheiden, so «La Vanguardia».
Warum in Deutschland, und nicht anderswo?
Die Zentralregierung sei daran interessiert gewesen, dass Puigdemont in Deutschland festgenommen werde. So interpretiert «La Vanguardia» jedenfalls das Verhalten des spanischen Geheimdienstes. Er habe den Separatistenführer seit seinem Aufenthalt in Helsinki beobachtet und ihn ungehindert nach Deutschland einreisen lassen. Erst dann hätten spanische Agenten die deutschen Behörden alarmiert.
«El Periódico», eine weitere grosse katalanische Tageszeitung, sieht einen möglichen Grund im deutschen Gesetz. Es kennt den Straftatbestand «Hochverrat», andere europäische Länder hingegen nicht. Das sei wichtig, weil Puigdemont in Spanien Rebellion vorgeworfen werde, so «El Periódico».
Genugtuung im übrigen Spanien
Puigdemont habe das Land mit seiner Rundreise durch Europa beschämt, schreibt der Leitartikler der Tageszeitung «El Mundo». Seit fünf Monaten habe ganz Spanien seinen Zirkus mitverfolgt. Und das sei nun zu Recht vorbei: «Niemand steht über dem Gesetz.» Nun müsse sich Puigdemont für seine einseitige Unabhängigkeitserklärung verantworten.
Ähnlich sieht es «El País», die grösste Tageszeitung des Landes: Puigdemonts Festnahme habe eines gezeigt: Gegen die Demokratie solle nicht rebelliert werden. «Das Gesetz gilt, auch für Separatisten.»