Darum geht es: Vor dem Hintergrund der Übernahmedrohungen durch die USA hat die dänische Regierung am Mittwoch angekündigt, Grönland auf dem angestrebten Weg zur staatlichen Unabhängigkeit auch finanziell zu unterstützen. Umgerechnet über 210 Millionen Euro sollen in den nächsten vier Jahren an die ehemalige Kolonie und das heutige Mitglied des Dänischen Königreiches fliessen. Mit einer umfassenden Aufrüstung des Arktischen Kommandos – dem grönländischen Teil der dänischen Armee – soll zudem die grösste Insel der Welt zusätzlich geschützt werden.
Die historische Bedeutung: Der Unabhängigkeits-Finanzzuschuss wird in beiden Ländern als historischer Schritt eingestuft und folgt auf eine schnelle Abfolge an politischen Schritten in den vergangenen Wochen und Monaten, die das abgekühlte Verhältnis zwischen Kopenhagen und Nuuk stark aufgewärmt hat. Die neue Lösung ersetzt den bisherigen Budgetzuschuss Dänemarks an Grönland. Erstmals werden jetzt Gelder nicht mehr an bestimmte Bedingungen geknüpft. Während Grönland mit seinen Unabhängigkeitsbestrebungen bisher Kürzungen drohten, will Dänemark die Insel nun aktiv fit machen für die Unabhängigkeit.
Der Auslöser: «Die Avancen des US-Präsidenten haben der dänischen Regierung buchstäblich die Augen geöffnet, was sie eigentlich an dieser Zusammenarbeit mit der grössten Insel der Welt hat», stellt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann fest. Das riesige Grönland mit seinen rund 60'000 Einwohnerinnen und Einwohnern macht das kleine Dänemark zur arktischen Macht und somit zu einem geopolitisch wichtigen Player. Trump behauptete, Kopenhagen nehme seine Rolle mehr schlecht als recht wahr. Nun soll das Gegenteil bewiesen werden, wie Kaufmann erklärt.
Die Mittel: Das Geld soll für Infrastruktur in Grönland ausgegeben werden. Mittel sollen vor allem in den vernachlässigten Osten des Landes fliessen. Auf dieser Europa zugewandten Seite leben zwar nur ganz wenige Menschen. Doch jetzt erhält zum Beispiel eine kleine Stadt an der Ostküste mit dem eindrücklichen Namen Ittoqqortoormiit einen eigenen Flughafen. In Südgrönland wird ein Tiefseehafen gebaut. Zudem übernimmt Kopenhagen jetzt sämtliche Kosten für Grönländerinnen und Grönländer, die in Dänemark in Spitalpflege müssen.
Die Aufrüstung: Das Geld kommt zu den Mitteln, die Dänemark bereits für die Verteidigung von Grönland eingeplant hat. Kopenhagen will nun Milliarden in die Hand nehmen, um seine geopolitischen Ansprüche in der Arktis zu unterstreichen. Zum beschlossenen Aufrüstungspaket gehören Neuanschaffungen von Überwachungsflugzeugen und auch Marineschiffen. Und als ganz grossen Wechsel hat Dänemark jetzt erstmals beschlossen, auch Langstreckenraketen anzuschaffen. Dies sei ganz klar als abschreckendes Signal an Moskau, aber auch als Wink an Washington zu beurteilen, so Kaufmann.