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Fischerei-Moratorium signiert Grosse Nationen sind grosszügig – nicht nur der Umwelt zuliebe

Zehn Länder einigen sich auf ein Fischfang-Moratorium für die Arktis. Das ist einmalig – aber erklärbar, wie Meeresbiologe Nikolaus Gelpke sagt.

  • Zehn Länder wollen im Arktischen Meer während 16 Jahren auf kommerziellen Fischfang verzichten.
  • Das Moratorium erstreckt sich über eine Fläche von 2,8 Millionen Quadratkilometern – etwa die Grösse Argentiniens.
  • 90 Prozent des Gebiets liegt noch unter einer Eisdecke. Deshalb wird dort noch wenig gefischt. Doch wegen der Erwärmung der Meere durch den Klimawandel dürfte sich das bald ändern.
  • Die Unterzeichnerstaaten wollen erst wieder fischen, wenn erforscht ist, wie sich die Fischerei auf das Ökosystem des Arktischen Meers auswirkt.
  • Auch die grossen Fischereinationen wie Japan, Norwegen, China und die USA haben das Abkommen unterzeichnet.

Einschätzung von Meeresbiologe Nikolaus Gelpke

SRF News: Weshalb ist das Fischerei-Moratorium für die Arktis historisch?

Nikolaus Gelpke: Es ist das erste Mal, dass sich die Anrainerstaaten und weitere Länder wie China oder die gesamte EU in diesem Bereich derart entschieden geäussert und unterschrieben haben. Bisher hat es an solchen Treffen immer einzelne Staaten gegeben, die wegen wirtschaftlicher Interessen ausgeschert sind. Das scheint diesmal nicht der Fall zu sein. Das Moratorium ist rechtlich bindend – und das ist einmalig.

Weshalb braucht es gerade in der Arktis eine solche Schutzzone?

Die Arktis ist ein sehr angreifbares Gefüge. Man weiss noch wenig über seine Ökologie, weil es noch unterm Eis liegt. Es ist ein fragiles Ökosystem, weil die Nahrungsketten hier viel kürzer sind als in wärmeren Gegenden. Diese Unerforschtheit sowie die starke Reaktion der Arktis auf den Klimawandel ist eine Kombination, die geradezu dazu auffordert, weiterhin Forschung zu betreiben.

Das Moratorium ist rechtlich bindend – und das ist einmalig.

Wie verändert sich die Nahrungskette durch den Klimawandel konkret?

Die meisten Fische wandern zurzeit nach Norden, weil der Klimawandel mit der Erwärmung der Meere sie dazu zwingt. Sie verlassen also ihre angestammten Gebiete. Ein Beispiel ist der Dorsch. Er wandert nach Norden und dringt dort in eine Nahrungskette ein, die bisher keine oder nur sehr wenige dieser Fische aufgewiesen hat. Die Kette ändert sich nun insofern, dass es andere Jäger und andere Gejagte gibt. Das heisst, das gesamte Ökosystem verändert sich. Wenn man in ein so filigranes Ökosystem eingreift, verändern man Dinge, die zurzeit nicht kontrolliert und deren Folgen nicht abgeschätzt werden können.

Die meisten Fische wandern zurzeit nach Norden, weil der Klimawandel mit der Erwärmung der Meere sie dazu zwingt.

«Aufbruch in die Arktis»

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Die Sendung «Rendez-vous» von Radio SRF berichtete Anfang Jahr in einer Serie über die Polarregion. mehr

Heute wird in der Arktis aber noch wenig gefischt?

Es wird dort zurzeit wenig gefischt. Das Gebiet, das jetzt für die Forschung freigegeben wird, lag bisher bis zu 90 Prozent unter einer Eisdecke – auch im Sommer. In eisfreien Sommern könnte man dort aber einfach wild drauflos fischen. Das Abkommen für ein Moratorium betrifft hauptsächlich die Zukunft. Die Unterzeichnerstaaten sagen: ‹Wenn das Eis weiter schmilzt und wir Zugang zu dem Gebiet haben werden, wollen wir zuerst die ökologische Situation erforschen. Erst wenn wir sie wirklich kennen, gehen wir hin und fischen.› Die Arktis ist derzeit kein massgebliches Fischereigebiet und daher wirtschaftlich noch nicht so interessant.

Wäre das Gebiet jetzt schon sehr zugänglich und wirtschaftlich interessant, hätten sich diese Staaten sicherlich nicht so grosszügig gezeigt.

Waren deshalb selbst die grossen Fischereinationen bereit, die Schutzzone zu unterstützen?

Genau so ist es. Wäre das Gebiet jetzt schon sehr zugänglich und wirtschaftlich interessant, hätten sich diese Staaten sicherlich nicht so grosszügig gezeigt und unterschrieben. Dann hätten sie wie sonst üblich in diesen Fällen die Debatte in die Länge gezogen, Lippenbekenntnisse abgegeben und versucht, die Fischereilobby zu schützen.

Das Gespräch führte Christoph Kellenberger.

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