Die Überfischung der Meere ist ein riesiges Problem. Catherine Vogler, Expertin für Meeresschutz beim WWF Schweiz, sagt: «Viele Fischbestände sind bis nahe an den Kollaps befischt worden – und bis heute wird mehr Fisch gefangen, als nachkommen kann.»
Die Überfischung bedroht die Artenvielfalt in den Meeren – und sie schadet nicht nur der Natur, sondern auch dem Menschen. Das ist Francisco Marì besonders wichtig. Er beschäftigt sich beim Hilfswerk Brot für die Welt mit dem Fischereiabkommen.
Wegen der Subventionen fahren Schiffe auch dann zum Fischen hinaus, wenn es sich eigentlich gar nicht mehr lohnt.
«Für viele Menschen auf der Welt ist Fisch die einzige Proteinquelle, die sie sich noch leisten können», sagt er. Es sei immens wichtig, dass sie erhalten bleibe.
Schädliche Subventionen werden verboten
Heute gelten über ein Drittel der Fischbestände als überfischt. Haupttreiber sind die industrielle Fischerei und die Subventionen, die viele Länder zahlen. «Wegen der Subventionen fahren Schiffe auch dann zum Fischen hinaus, wenn es sich eigentlich gar nicht mehr lohnt», sagt Vogler vom WWF.
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Bei den Subventionen setzt denn auch das neue Fischereiabkommen der Welthandelsorganisation WTO an. Allerdings verbietet es Subventionen nicht generell, sondern nur einige besonders schädliche Formen.
Künftig erhält die schlimmste Form der Fischerei keine Subventionen mehr – und das weltweit.
Darunter sind etwa Subventionen für Fischer, die sich nicht an die Gesetze halten: etwa, weil sie illegale Fangmethoden anwenden oder nach bereits stark dezimierten Arten fischen. Ausserdem gibt es auch keine Subventionen mehr für die Fischerei auf hoher See, wo es keine Regeln gibt.
«Das Abkommen ist extrem wichtig, denn bislang gab es überhaupt keine Regeln zu den Subventionen. Künftig erhält die schlimmste Form der Fischerei keine Subventionen mehr – und das weltweit», betont die WWF-Vertreterin.
Ein sehr wichtiges, weltweites Abkommen
Bislang haben zwei Drittel der WTO-Mitgliedsstaaten das Abkommen in Kraft gesetzt, aber schon heute entfalte es fast globale Wirkung, sagt Tristan Irschlinger vom Internationalen Institut für nachhaltige Entwicklung, einer Denkfabrik. Denn die Staaten, die das Fischereiabkommen unterschrieben hätten, zahlten 90 Prozent der weltweiten Fischereisubventionen.
Auch Irschlinger, der die Verhandlungen bei der WTO seit Jahren verfolgt, spricht von einem «bahnbrechenden Abkommen». Denn ab sofort müssten sich Politiker, die die Fischerei mit Subventionen unterstützen wollten, fragen, ob diese in Einklang mit den internationalen Verpflichtungen stünden und nachhaltig seien. Das sei ein grosser Fortschritt.
Nach wie vor gibt es viel zu viele Fangboote
Gehört die Überfischung damit also bald der Vergangenheit an? «Nicht wirklich», sagt Francisco Marì von Brot für die Welt. Einerseits sind für ihn viele Fragen bei der Umsetzung des Fischereiabkommens offen.
Es gibt zu viele Fangboote für zu wenig Fisch.
Vor allem aber werde das eigentliche Kernproblem mit dem WTO-Abkommen nicht beseitigt: «Es gibt zu viele Fangboote für zu wenig Fisch. Das funktioniert nur, weil die Staaten ihre Fangflotten stark subventioniert haben.»
Auch die WTO hat dieses Problem erkannt. Und so verhandeln die 166 Mitgliedstaaten der Organisation weiter über zusätzliche Massnahmen. Eine weitreichendere Einigung zu erzielen, ist aber schwierig.
Immerhin: Das WTO-Fischereiabkommen leistet einen sehr wichtigen Beitrag. Aber gelöst ist das Problem der weltweiten Überfischung damit noch lange nicht.