Die Bilder des brennenden Passagierflugzeugs auf dem Tokioter Flughafen Haneda sind am Dienstag um die Welt gegangen: Bei der Landung kollidierte die Maschine der Japan Airlines mit einem kleineren Flugzeug der Küstenwache – und ging sofort in Flammen auf.
Von den sechs Menschen im kleineren Flugzeug sind fünf gestorben. Im Passagierflugzeug haben alle 379 Personen überlebt. Sie konnten das brennende Flugzeug über die Notausgänge verlassen. Niemand erlitt lebensgefährliche Verletzungen.
Trotz des tragischen Verlustes von Menschenleben herrscht Konsens: Es ist ein Wunder, dass es nicht noch viel mehr Opfer gab. Aber wie konnte die ganz grosse Katastrophe verhindert werden?
Michael Weinmann, SRF-Aviatikexperte, erklärt, was in einem Flugzeug bei solch einem dramatischen Vorfall passiert: «Es greifen all jene Abläufe, die die Kabinencrew in der Ausbildung und in den Trainings gelernt und wiederholt hat.»
Ernstfall fürs Flugpersonal
Sobald das Flugzeug stillsteht, ist das Kabinenpersonal dafür zuständig, dass die Passagiere möglichst schnell evakuiert werden können – und das, ohne dass in der Maschine Chaos ausbricht. Im Fall der brennenden Maschine in Tokio genügte es allerdings nicht, einfach die Notausgänge zu öffnen. «Es wäre fatal gewesen, die Notausgänge bei den Flügeln zu nutzen. Denn dort waren die brennenden Triebwerke», erläutert Weinmann.
Durch die Kollision brach das Bugfahrwerk des Airbus 350 weg und die Maschine kippte nach vorn ab. Im hinteren Teil des Flugzeugs mussten die Passagiere über Rutschen evakuiert werden, die fast senkrecht herunterhingen. Die Verletzungsgefahr war entsprechend hoch. «Hier braucht es die Unterstützung der Flugbegleitung, um so schnell wie möglich, aber auch sicher das Flugzeug verlassen zu können», sagt der Aviatikexperte.
Lebensrettende Disziplin der Passagiere
Grundsätzlich sieht Weinmann aber vor allem einen Grund dafür, dass das Unglück verhältnismässig glimpflich ausging: riesiges Glück. Der Airbus kollidierte mit einer ungleich kleineren Maschine der Küstenwache vom Typ Bombardier DHC8-300. Wären zwei grosse Passagierflugzeuge ineinander gekracht, wäre eine gewaltige Tragödie kaum zu verhindern gewesen.
Dazu kommt: Die Passagiere haben sich bei der Evakuierung offensichtlich relativ ruhig und diszipliniert verhalten. «Entscheidend war auch, dass die Leute nicht die Gepäckfächer über ihren Sitzen geöffnet und ihre Rollkoffer, Einkaufstauschen und Mäntel mitnehmen wollten», sagt Weinmann. Jede Sekunde, die so verloren gehe, könne im Ernstfall andere Menschen das Leben kosten.
Das vorbildliche Verhalten der Passagiere sei eine gute Erinnerung daran, dass man beim nächsten Flug dem Kabinenpersonal genau zuhören sollte. Denn zu wissen, was im Notfall zu tun ist, kann Leben retten – nicht nur das eigene. «Im Minimum sollte man sich anschauen, ob der nächste Notausgang näher vorn oder näher hinten liegt», schliesst Weinmann.