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Schweizer Forschung auf dem «Fiebermesser der Welt»
Aus Echo der Zeit vom 15.10.2022. Bild: Keystone
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Forschung auf Spitzbergen Wo die Schweizer Diplomatie bis in die Arktis reicht

Spitzbergen gilt als eine Art Fiebermesser des Weltklimas. Ein Ort, der für die Schweiz von grossem Interesse ist.

Der Sommer 2022 wird als zweitheissester Sommer in der Geschichte der Schweiz nach 1864 in die Annalen eingehen. Aber nicht nur hierzulande, sondern auch in weiten Teilen des übrigen Europas lagen die Temperaturen diesen Sommer weit über den Durchschnittswerten.

Je weiter im Norden, desto deutlicher ist dieser Trend nach oben feststellbar – so auch in Longyearbyen. Die Hauptstadt von Spitzbergen hat gut zweitausend Einwohnerinnen und Einwohner. Sie liegt auf halbem Weg zwischen dem Nordkap auf dem norwegischen Festland und dem Nordpol.

Viele der Bewohner von Longyearbyen sind in der Forschung tätig. Genauer gesagt in der Klimaforschung, wie Heikki Lihavainen erzählt. Der finnische Meteorologe lebt seit vier Jahren in Spitzbergen und leitet das auf dem Archipel angesiedelte globale Klimaüberwachungsinstitut Sios.

Jetzt gefriert das Meer gar nicht mehr.
Autor: Heikki Lihavainen Finnischer Meteorologe

Der schnelle und dramatische Klimawandel sei hier oben am 78. Breitengrad buchstäblich mit den Händen zu greifen: «Noch vor zehn, fünfzehn Jahren war der Fjord hier ausserhalb von Longyearbyen grosse Teile des Jahres eisbedeckt. Jetzt gefriert das Meer gar nicht mehr.»

Sicht auf das offene Mehr mit einem Schiff in der Distanz.
Legende: Longyearbyen liegt direkt am offenen Meer. SRF

Spitzbergen ist ein von Norwegen verwaltetes internationales Territorium. Ein vom Völkerbund im Jahre 1920 ausgearbeiteter Vertrag macht das gut 60'000 Quadratkilometer grosse Landgebiet mitten im arktischen Meer zu einem neutralen und demilitarisierten Gebiet.

Wo sich Forscher aus der ganzen Welt tummeln

Heute gibt es über Spitzbergen verteilt vier Standorte, wo Forschende aus der ganzen Welt den Klimawandel untersuchen und auswerten können. «Verschiedene Länder haben auf Spitzbergen Forschungszentren aufgebaut: neben Norwegen auch Russland und Polen», erzählt Heikki Lihavinen. Sein Überwachungsinstitut beurteilt und koordiniert die Ergebnisse tausender Forschungsprojekte.

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Samenbunker im Permafrost
aus Wissenschaftsmagazin vom 16.05.2020. Bild: Keystone / EPA NTB SCANPIX / HEIKO JUNGE
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Ein zunehmend wichtiger Akteur auf Spitzbergen ist auch die Schweiz. Und das sei kein Zufall, erklärt der Botschafter der Schweiz in Norwegen, Bernard Jaggy. In den letzten Jahren hätten sich Schweizer Universitäten und andere Einrichtungen an über 200 Forschungsprojekten auf Spitzbergen beteiligt.

Erste diplomatische Vertretung in Longyearbyen

Diese grosse Präsenz hätte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten dazu bewogen, in Longyearbyen ein Honorarkonsulat zu eröffnen. Als erstes Land überhaupt besitzt die Schweiz damit eine diplomatische Vertretung in der Hauptstadt des Archipels.

Zu sehen ist der Schweizer Botschafter auf einem Sofa neben einer Schweiz-Fahne-
Legende: Bernard Jaggy ist als Botschafter der Schweiz neben Norwegen auch für Island zuständig. SRF

Zu den von der Schweiz unterstützten Projekten auf Spitzbergen gehört auch der grösste Saatguttresor der Welt. Hier werden seit 2008 im Permafrost bei ständig minus sechs Grad Millionen von Samenproben aus der ganzen Welt für die Zukunft gelagert, darunter auch Tausende aus der Schweiz.

Erst kürzlich sandte das landwirtschaftliche Forschungsinstitut des Bundes Agroscope mehrere Hundert Samenproben neuer Weizensorten in den Saatgutresor in Longyearbyen. Die sozusagen moderne Arche Noah muss aber gerade wegen der schnellen Erwärmung immer tiefer in den Untergrund hinein gebaut werden. Nur so kann das kostbare Gut aus der ganzen Welt für künftige Generationen gesichert werden.

Echo der Zeit, 15.10.2022, 18:00 Uhr

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