Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

International François Hollandes heikle Mission in Algerien

François Hollande fand deutliche Worte. «Zutiefst ungerecht» und «brutal» sei Frankreichs Kolonialherrschaft in Algerien gewesen. Explizit entschuldigen mochte sich der Präsident bei seinem ersten Staatsbesuch aber nicht.

50 Jahre ist es her. Am 3. Juli 1962 entliess Frankreich Algerien in die Unabhängigkeit, nach 132 Jahren Kolonialherrschaft. Viele Wunden sind bis heute nicht verheilt.

François Hollande in Algier.
Legende: Heikle Mission: François Hollande will die Beziehungen zu Algerien normalisieren. keystone

Alleine im Algerienkrieg (1954 bis 1962) starben hunderttausende Menschen. Eingebrannt ins Gedächtnis vieler Algerier hat sich auch der 17. Oktober 1961. Mehrere zehntausend Menschen demonstrierten an diesem Tag in Paris gegen die französischen Besatzer. Die Polizei schritt mit aller Härte ein. Die Bilanz am Ende des Tages: 200 Tote, mindestens. Viele der Opfer wurden von den Polizisten in die Seine getrieben und ertranken.

Polizeipräfekt von Paris war damals Maurice Papon – ein ehemaliger Nazi-Kollaborateur und hoher Beamter des Vichy-Regimes.

Zurückhaltende Franzosen

Die Beziehungen von Frankreich und Algerien sind bis heute schwierig geblieben. Ein Grund dafür mag sein, dass sich Frankreich nie für die Gräuel entschuldigt hat.

Audio
Frankreich und Algerien - eine verstrickte Beziehung
aus Rendez-vous vom 20.12.2012. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 48 Sekunden.

Und François Hollande? Auch von ihm gab es keine Entschuldigung. Keine explizite, zumindest.

Dabei mag er auch etwas auf seine Wählerschaft geschielt haben. Denn die Franzosen sind laut Umfragen noch immer sehr geteilt, was Algerien angeht. Ganze 35 Prozent finden eine Entschuldigung gar nicht angebracht, wie die Zeitung «Liberté» schreibt.

Hollande hat diese Rufe offenbar gehört. Er reise nicht für «Reue» oder «Bitten um Verzeihung» nach Algier, meinte der Sozialist im Vorfeld.

Deutlich wurde Hollande dennoch. Er anerkenne die Massaker und das Leiden des algerischen Volkes» durch die «zutiefst ungerechte» und «brutale» Kolonialherrschaft, sagte er im Parlament in Algier. Die Abgeordneten quittierten dies mit Applaus.

Der Neuanfang fordere aber nicht nur Frankreich, mahnte Hollande. Auch Algerien müsse der Wahrheit ins Auge blicken. Auf Verdrängung und Leugnung lasse sich nichts aufbauen.

Handfeste Interessen

Bei diesen symbolischen Gesten blieb es nicht. Bereits am Mittwochabend unterzeichneten Hollande und Algeriens Präsident Bouteflika einen Freundschaftsvertrag. Dieser sieht unter anderem mehr Zusammenarbeit in Politik und Wirtschaft vor.

Französische Unternehmen sind offenbar interessiert. So will der Autobauer Renault in dem nordafrikanischen Land eine Fabrik bauen.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel