50 Jahre ist es her. Am 3. Juli 1962 entliess Frankreich Algerien in die Unabhängigkeit, nach 132 Jahren Kolonialherrschaft. Viele Wunden sind bis heute nicht verheilt.
Alleine im Algerienkrieg (1954 bis 1962) starben hunderttausende Menschen. Eingebrannt ins Gedächtnis vieler Algerier hat sich auch der 17. Oktober 1961. Mehrere zehntausend Menschen demonstrierten an diesem Tag in Paris gegen die französischen Besatzer. Die Polizei schritt mit aller Härte ein. Die Bilanz am Ende des Tages: 200 Tote, mindestens. Viele der Opfer wurden von den Polizisten in die Seine getrieben und ertranken.
Polizeipräfekt von Paris war damals Maurice Papon – ein ehemaliger Nazi-Kollaborateur und hoher Beamter des Vichy-Regimes.
Zurückhaltende Franzosen
Die Beziehungen von Frankreich und Algerien sind bis heute schwierig geblieben. Ein Grund dafür mag sein, dass sich Frankreich nie für die Gräuel entschuldigt hat.
Und François Hollande? Auch von ihm gab es keine Entschuldigung. Keine explizite, zumindest.
Dabei mag er auch etwas auf seine Wählerschaft geschielt haben. Denn die Franzosen sind laut Umfragen noch immer sehr geteilt, was Algerien angeht. Ganze 35 Prozent finden eine Entschuldigung gar nicht angebracht, wie die Zeitung «Liberté» schreibt.
Hollande hat diese Rufe offenbar gehört. Er reise nicht für «Reue» oder «Bitten um Verzeihung» nach Algier, meinte der Sozialist im Vorfeld.
Deutlich wurde Hollande dennoch. Er anerkenne die Massaker und das Leiden des algerischen Volkes» durch die «zutiefst ungerechte» und «brutale» Kolonialherrschaft, sagte er im Parlament in Algier. Die Abgeordneten quittierten dies mit Applaus.
Der Neuanfang fordere aber nicht nur Frankreich, mahnte Hollande. Auch Algerien müsse der Wahrheit ins Auge blicken. Auf Verdrängung und Leugnung lasse sich nichts aufbauen.
Handfeste Interessen
Bei diesen symbolischen Gesten blieb es nicht. Bereits am Mittwochabend unterzeichneten Hollande und Algeriens Präsident Bouteflika einen Freundschaftsvertrag. Dieser sieht unter anderem mehr Zusammenarbeit in Politik und Wirtschaft vor.
Französische Unternehmen sind offenbar interessiert. So will der Autobauer Renault in dem nordafrikanischen Land eine Fabrik bauen.