Indiens Handelsminister Piyush Goyal verspricht, dass der Efta-Desk Investitionen aus Efta-Ländern erleichtern werde. Diese zentrale Anlaufstelle wird Ministerien-übergreifend sein, die Ressourcen der Bundesstaaten zusammenführen und damit ein Katalysator für die erhofften Investitionen der Efta-Länder in Indien sein, sagte Goyal bei der Eröffnung in Indiens Hauptstadt Delhi. «Der Desk hilft, grosse Ambitionen wahrzumachen.»
Indien und die vier Efta-Länder haben neben der stufenweisen Zollabsenkung durch Indien für Efta-Importe auch eine neuartige Investitionsklausel vereinbart. Sie sieht vor, dass Efta-Länder in den nächsten 15 Jahren insgesamt 100 Milliarden Dollar in Indien investieren und eine Million Arbeitsplätze schaffen.
Abkommen wird frühestens in einem Jahr ratifiziert
Er hoffe, dass das Abkommen noch in diesem Jahr in Kraft treten werde, sagte Handelsminister Goyal. Doch das wird aus Schweizer Sicht kaum klappen. Selbst wenn der Nationalrat das Freihandelsabkommen im nächsten Monat als Zweitrat durchwinken sollte, wird es frühestens in einem Jahr ratifiziert – wenn kein Referendum dazwischen kommt.
Wirtschaftsstaatssekretärin Helene Budliger Artieda sagte in Delhi: «Dieses Risiko bleibt und dafür stehen wir auch. Und Minister Goyal weiss das natürlich auch.» Um keine Angriffspunkte für ein Referendum zu bieten, habe die Verhandlungsdelegation gegenüber Indien zum Beispiel auf einem Nachhaltigkeitskapitel bestanden, Kinder- und Sklavenarbeit ausgeschlossen und so gut wie keine Zugeständnisse bei der Landwirtschaft gemacht, so Budliger Artieda.
Interesse scheint gross
Eine andere grosse Frage ist, ob die Wirtschaft mitzieht bei der Umsetzung des Investitionsversprechens. Zwingen kann sie die Regierung nicht. «Das wissen wir am Schluss nicht. Was die Schweizer Regierung versucht hat, ist gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Ob dann die Schweizer Firmen diese Opportunität nützen wollen oder nicht, das wird sich natürlich zeigen.»
Das Interesse der Wirtschaft scheint aber gross zu sein. Rund 100 Firmen begleiten die Efta-Delegation bei der Reise nach Indien, 30 allein aus der Schweiz.
«Da hat es auch KMU im Bereich Nachhaltigkeit, zum Beispiel Schlammaufbereitung, es gibt auch mittlere Firmen mit Spezialtechnologien», sagte Delegationsleiter Jan Atteslander vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse: «Und natürlich noch die Grossen. Es ist sehr gemischt.»
Da Investitionen einen gewissen Vorlauf brauchen, ist es gar nicht so schlecht, wenn man früh anfängt, die Firmen abzuholen (...).
Aus Atteslanders Sicht macht die frühe Eröffnung des Desks als Anlaufstelle für potenzielle Investoren Sinn. «Da Investitionen einen gewissen Vorlauf brauchen, ist es gar nicht so schlecht, wenn man früh anfängt, die Firmen abzuholen, zu informieren, damit sie sich vorbereiten können. Da sind schnell ein, zwei Jahre vorbei, bis entschieden ist, was man dann macht.»
Dass sich das Wirtschaftswachstum in Indien zuletzt abgeschwächt hat, dass die Zahl der Auslandsinvestitionen zurückgegangen ist, dass Indien berüchtigt ist für Korruption, das stellt der Wirtschaftsvertreter gar nicht in Abrede. «Es gibt keine einfachen Märkte, und auch Indien gehört sicher nicht zu den einfachen Märkten.»
Viele Schweizer Firmen, die vom grossen Geschäft im bevölkerungsreichsten Land der Welt träumen, dürften darum dankbar sein, künftig eine zentrale Anlaufstelle zu haben, die hilft, Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Wenn denn alles läuft, wie versprochen.