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Frist bis zum 9. Juli Die USA machen der EU im Zollstreit einen neuen Vorschlag

  • Die EU hat einen neuen Vorschlag der USA für eine Einigung im Zollstreit erhalten, wie die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, bestätigte.
  • Der Vorschlag werde nun bewertet. Alle Optionen lägen nach wie vor auf dem Tisch, so von der Leyen.
  • Bis zum 9. Juli hat die EU Zeit, mit den USA ein Handelsabkommen auszuhandeln, um eine Eskalation im Zollstreit abzuwenden.

«Unsere Botschaft heute ist klar. Wir sind bereit für eine Einigung. Gleichzeitig bereiten wir uns auf die Möglichkeit vor, dass keine zufriedenstellende Einigung erzielt wird», sagte von der Leyen vor Reportern nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Die EU werde die europäischen Interessen, falls erforderlich, verteidigen, so die Kommissionspräsidentin.

Das Büro des US-Handelsbeauftragten reagierte nicht sofort auf eine Anfrage nach einem Kommentar zum jüngsten US-Vorschlag. Dass die USA einen neuen Vorschlag vorgelegt haben, wurde bereits vor der offiziellen Bestätigung durch die Kommissionspräsidentin in EU-Diplomatenkreisen diskutiert.

Frau in rotem Blazer hält eine Rede vor EU-Flagge.
Legende: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagt, die Kommission werde bei den Verhandlungen die europäischen Interessen, falls nötig, verteidigen. Keystone/ Helena Dolderer

Ursula von der Leyen hatte demnach den 27 EU-Staats- und Regierungschefs die jüngsten Vorschläge der USA während eines gemeinsamen Abendessens auf dem EU-Gipfel in Brüssel skizziert. Auf dem Gipfel wurde beraten, mit welcher Strategie die EU-Kommission in die finalen Gespräche mit der US-Regierung gehen soll, um eine Eskalation des Zollstreits nach Ablauf der Frist am 9. Juli noch abzuwenden.

Merz will schnellen Abschluss – Macron pocht auf Fairness

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz drängte nach eigenen Angaben darauf, nach dem neuen Vorschlag der USA einen schnellen Abschluss eines Zollabkommens zu vereinbaren. «Ich habe [...] darauf gedrängt, dass man es jetzt nicht zu kompliziert macht», sagte Merz in Brüssel. «Wir haben bis zum 9. Juli noch weniger als zwei Wochen Zeit und da kann man nicht ein ausgefeiltes Handelsabkommen verabreden», fügte er hinzu.

Mann in Anzug bei einer EU-Pressekonferenz in Brüssel.
Legende: Die Zeit drängt, sagt Friedrich Merz. Deshalb solle das Handelsabkommen nicht hochkomplex sein. Keystone/ OLIVIER MATTHYS

Er habe unter anderem auch auf einzelne Industrien hingewiesen, die in Deutschland wichtig seien, wie die chemische Industrie, die Pharmabranche oder die Automobilindustrie. «Die werden zurzeit alle mit so hohen Zöllen belastet, was die Unternehmen wirklich gefährdet. Und deswegen lieber jetzt schnell und einfach als langsam und hochkomplex», sagte der Kanzler.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte dagegen, dass er zwar ein schnelles und pragmatisches Handelsabkommen mit den USA anstrebe, sein Land aber keine unausgewogenen Bedingungen akzeptieren werde. Alle Hebel müssten in Bewegung gesetzt werden, um ein faires Abkommen zu gewährleisten, sagte der französische Präsident nach einem Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs vor Reportern in Brüssel.

Person spricht während einer Konferenz mit blauem Hintergrund und Sternen.
Legende: Auch Emmanuel Macron will ein pragmatisches Handelsabkommen mit den USA. Er beharrt aber darauf, dass dieses fair sein müsse. Keystone/ OLIVIER MATTHYS

«Unser guter Wille sollte nicht als Schwäche angesehen werden», sagte Macron. Wenn der US-Grundzollsatz von zehn Prozent bestehen bleibe, müsse die europäische Antwort eine gleichwertige Wirkung haben, fügte er hinzu.

US-Finanzminister stellt Verlängerung in Aussicht

Die von US-Präsident Donald Trump gesetzte Frist vom 9. Juli, bis zu der die EU und andere Länder ein Abkommen zur Senkung der Zölle mit den USA abschliessen müssen, rückt immer näher. Nach den von Trump im April angekündigten reziproken Zöllen würde sich der vorübergehende Zusatzzoll von zehn Prozent auf 20 Prozent verdoppeln, wenn bis zu diesem Termin keine Einigung erzielt wird.

US-Finanzminister Scott Bessent hatte jedoch erklärt, dass die Verhandlungsfristen für einige Länder, die mit besten Absichten verhandelten, verlängert werden könnten.

EU-Kommission stellt Alternative zu WTO zur Debatte

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Neben den Gesprächen zum neuen Vorschlag der USA zur Einigung im Zollstreit mit der EU hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen noch ein weiteres Thema zur Debatte gestellt. Sie sieht in der Zusammenarbeit mit den Ländern des pazifischen Raums eine Grundlage für die Neugestaltung der Welthandelsorganisation (WTO).

«Die asiatischen Länder wollen eine strukturierte Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, und die Europäische Union will dasselbe. Deshalb habe ich gesagt, dass wir darüber nachdenken können, wie wir die WTO neugestalten können», sagte sie auf einer Pressekonferenz nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Von der Leyen bezog sich dabei auf die Zusammenarbeit mit dem CPTPP, einem Handelsbund von elf Ländern, darunter Australien, Kanada, Chile und Singapur. Mit dieser Idee steht die EU-Kommission aber noch ganz am Anfang.

SRF 4 News, 27.06.2025, 6 Uhr ; 

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