Der Präsident sitzt an seinem Schreibtisch im Oval Office, daneben steht sein Milliardärsfreund mit «MAGA»-Mütze: Die Bromance zwischen Donald Trump und Elon Musk sorgte in den letzten Monaten für denkwürdige und zuweilen skurrile Bilder.
Doch plötzlich ist es still geworden um den exzentrischen Techmogul. Wurde er von Trump «zurechtgeschrumpft» oder zieht er sich freiwillig aus dem innersten Zirkel des Präsidenten zurück?
Die in Washington bestens vernetzte Tageszeitung «Politico» berichtet: «Musks Monopol auf den politischen Diskurs, die Schlagzeilen und Social Media ist zu Ende – auch weil Trump und die Republikaner aufgehört haben, über ihn zu sprechen.»
Tatsächlich hat Trump den Tesla-Chef auf seinem Kurznachrichtendienst «Truth Social» seit Anfang April nicht mehr erwähnt – zuvor war Musk dort omnipräsent. Auch Trumps Entourage und das Weisse Haus berichten kaum mehr über seine Aktivitäten für die Regierung.
Gefragt – aber im Hintergrund
Einflussreiche Republikaner sollen Musks Dauerpräsenz in Washington schon länger kritisch gesehen haben. Laut Umfragen soll er in breiten Teilen der Bevölkerung unpopulär sein – gerade bei Wechselwählern. Als Geldgeber und einflussreicher Unterstützer sei Musk aber nach wie vor gefragt in der «Grand Old Party», schreibt Politico.
Auch kann er als Megafon von Trumps Politik über 200 Millionen Follower auf X erreichen. Als Wahlkampfhelfer und Aushängeschild werde Musk aber zusehends kritisch betrachtet.
Musk seinerseits kündigte vor wenigen Tagen an, seine Millionenspenden für die Politik zurückzufahren. «Ich denke, ich habe genug getan», sagte er via Zoom-Schalte am Qatar Economic Forum. Er wolle aber weiterhin ein paar Tage im Monat im Weissen Haus verbringen.
Hat Musk einfach Wichtigeres zu tun?
So weit die politische Gemengelage. Musks geordneter Rückzug aus Washington dürfte aber auch selbstgewählt sein. Nach 130 Tagen hätte seine Rolle als Regierungsberater ohnehin enden sollen. «Ich bin wieder 24/7 bei der Arbeit und schlafe in Konferenz-, Server- und Fabrikräumen», teilte er am Wochenende auf X mit.
«2025 ist ein kritisches Jahr für Musk, und in solchen Phasen geht er immer verstärkt in seine Unternehmen hinein», sagt Andreas Dripke, Autor des Buches «Masterplan: Wie Elon unsere Welt erobert». In diesem Jahr sollen wichtige Teile dieses «Masterplans» zusammenkommen. So plane Musk nichts weniger als eine technologische Weltrevolution, die er nun wieder mit voller Kraft vorantreiben wolle.
Autonome Taxis, die Eroberung des Weltraums, Roboter, KI oder Computerchips, die in unsere Schädel eingepflanzt werden: Musk wolle in sämtlichen Zukunftstechnologien die Führungsrolle übernehmen, sagt Dripke.
Musk braucht die Regierung – und umgekehrt
Dabei hilft der Zugang zum mächtigsten Mann der Welt. Und diesen dürfte der reichste Mensch der Welt auch weiterhin haben. Auch, weil Musk mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX oder seinem Satellitensystem Starlink unerlässlich für Washington geworden ist: Die Projekte sind im Interesse der nationalen Sicherheit der USA.
Dripke schliesst: «Musk braucht eine Regierung, die seine Pläne unterstützt. Und dafür hat er bereits wesentliche Grundlagen geschaffen.» Dass er noch immer Zugang zum Präsidenten hat, zeigte sich erst Mitte Mai. Gemeinsam mit anderen Tech-CEOs begleitete er Trump nach Saudi-Arabien und wurde von den zahlungskräftigen Scheichs umgarnt.