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G20-Gipfel Vages Bekenntnis zum Klimaschutz

Man kann es als Erfolg sehen: Die wichtigsten Wirtschaftsmächte der Welt haben sich auf ihrem Gipfel in Rom gemeinsam auf ein Klimaziel verständigt: Eine Erderwärmung von mehr als 1.5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit soll möglichst vermieden werden. Neu sind auch die USA wieder mit an Bord – das war unter Präsident Donald Trump anders.

Man kann das aber auch als Niederlage werten: Denn dieses Klimaziel ist schon vor sechs Jahren in Paris verabschiedet worden. Fast alles, was darüber hinausgegangen wäre, ist wieder in der G20-Schublade verschwunden.

Von den früheren Entwürfen der Abschlusserklärung, in der noch konkrete Ziele formuliert waren, wie und bis wann die G20-Länder das gemeinsame Ziel erreichen wollen, blieb am Ende nicht viel übrig: Bei wichtigen Themen wie dem Ausstieg aus der Kohle-Verstromung, der Klima-Neutralität oder dem Abbau der milliardenschweren Subventionen für fossile Brennstoffe finden sich nur noch dehnbare Formulierungen. Ein Minimalkonsens, in dem sich alle wiederfinden können.

Interessen der G20-Länder driften weit auseinander

Mit Blick auf den anschliessenden Klimagipfel in Glasgow hätten sich viele allerdings ein deutlich stärkeres Signal aus Rom gewünscht. Auch deshalb, weil die G20-Länder für rund 80 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind. Doch mehr lag im Moment nicht drin.

Das liegt daran, dass die Interessen der G20-Länder allzu weit auseinanderdriften. Auf der einen Seite Industrieländer wie die USA und die EU-Länder, die schon seit langer Zeit sehr viele Treibhausgase in die Luft blasen und jetzt auf alternative Energien umschwenken. Auf der anderen Seite aufstrebende Schwellenländer wie China oder Indien, deren wirtschaftlicher Aufstieg noch stark von der Kohle abhängt. Und die befürchten müssen, bei einem allzu schnellen Ausstieg aus der so schmutzigen wie billigen Kohle im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten.

Aus ihrer Sicht sind das berechtigte Bedenken: Es geht um Wirtschaftswachstum, Entwicklung und Arbeitsplätze. Dem Klima ist das allerdings egal.

Maren Peters

Südasien-Korrespondentin

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Maren Peters ist seit September 2022 Südasien-Korrespondentin für Radio SRF und berichtet von Indien aus über Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven. Zuvor war sie Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Dabei beschäftigte sie sich insbesondere mit internationaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik sowie Nachhaltigkeits- und Rohstofffragen.

Echo der Zeit, 31.10.2021, 18 Uhr

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