Bei Weltraumforscherinnen und -forschern steht der Mars derzeit hoch im Kurs. Befeuert von den Plänen interplanetarer Abenteurer wie Elon Musk wollen sie bemannte Raumschiffe zum Mars schicken – und zwar möglichst bald.
«Für uns entstehen dadurch ganz neue Chancen – aber auch Risiken», sagt Alexandra Isele von der Zürcher Raumfahrttechnologie Firma Beyond Gravity. Der Markt der Weltraumfahrt sei viel turbulenter als zur Zeit der Apollo-Epoche, als die Nasa sozusagen eine Monopolstellung hatte. Und gerade Schweizer Firmen profitierten von der neuen Dynamik, sagt Isele.
Dabei gehen die Vorstellungen verschiedener Akteure weit auseinander. Elon Musk möchte schon in 5 Jahren die ersten bemannten Raumschiffe auf den Mars schicken. In 30 Jahren soll auf unserem roten Nachbarn bereits eine interplanetare Zivilisation entstehen. Dann würde ein neues Zeitalter der Menschheit anbrechen.
Extremer psychischer Stress
Etwas bescheidener beurteilt Guido Schwarz von der Universität Bern die Entwicklung. Zwar prognostiziert auch er, dass in absehbarer Zeit menschliche Füsse den roten Planeten betreten werden. «Doch ich bezweifle, dass dies sofort einen Boom auslösen wird und plötzlich die halbe Menschheit auf den Mars übersiedeln will», sagt Schwarz.
Für eine Marsexpedition kommen nur ganz wenige, streng ausgewählte Spezialistinnen und Spezialisten in Frage.
Denn die technischen Schwierigkeiten, die Risiken und die Unannehmlichkeiten des Lebens auf dem Mars würden gemeinhin unterschätzt. «Die ersten Pioniere sind erst einmal rund sieben Monate unterwegs, bis sie überhaupt auf dem Mars landen können», sagt Schwarz. Dann müssten sie gut zwei Jahre auf engstem Raum ausharren, bis sich das erste Zeitfenster für den Rückflug öffne.
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Bild 1 von 3. Auch die Nasa übt das Leben auf dem Mars. Im Johnson Space Center der Nasa in Houston, Texas wird ein Mars-Habitat simuliert (2023). Bildquelle: REUTERS / Go Nakamura.
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Bild 2 von 3. Schaut so der zukünftige Arbeitsbereich für Nasa-Angestellte auf dem Mars aus? Bildquelle: REUTERS / Go Nakamura.
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Bild 3 von 3. So soll laut dem Nasa-Plan die Küche für die Marsdelegation aussehen. Bildquelle: REUTERS / Go Nakamura.
«Psychologisch ist das eine unglaubliche Herausforderung.», sagt Schwarz, der im Nebenamt ein Weltraummuseum betreibt. Wer den Lagerkoller bekomme, könne nicht einfach kurz mit dem Hund rausgehen. Denn auf dem Mars herrschten atmosphärische Bedingungen, die für jedes irdische Lebewesen sofort tödlich wären. «Für eine Marsexpedition kommen deshalb nur ganz wenige, streng ausgewählte Spezialistinnen und Spezialisten in Frage», sagt Schwarz.
Seltene Rohstoffe als Chance
Alexandra Isele gibt zu bedenken, dass routinemässige Marsexpeditionen dennoch lohnenswert sein könnten. Eine Option sei der Abbau von Rohstoffen, die auf der Erde entweder sehr selten oder gar nicht vorkommen. Diese Möglichkeit hält auch Guido Schwarz für plausibel. Allerdings müsse es sich um einen bisher unbekannten Rohstoff handeln, der für die terrestrische Wirtschaft von grösstem Wert sei. «Denn sonst lohnen sich der Abbau und der extrem teure Rücktransport nie und nimmer», sagt Schwarz.
Überhaupt müsste die Marskolonie auf der Erde ziemlich schnell Gewinne abwerfen. Sonst sei das Abenteuer schnell vorbei. So bleiben Alexandra Isele und Guido Schwarz vorerst lieber am Boden. Für Alexandra Isele sieht denn auch noch einen ganz anderen Vorteil des Mars Booms: «Wer die Welt einmal von ganz weit draussen gesehen hat, erkennt vielleicht eher, wie schützenswert unser Heimatplanet ist.»