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Gedankenexperiment Wie realistisch ist ein Leben auf dem Mars?

Feuer und Flamme für den roten Planeten: Nicht nur Elon Musk träumt vom Mars. Massentauglich wird die Reise zum Nachbarplaneten aber kaum.

Bei Weltraumforscherinnen und -forschern steht der Mars derzeit hoch im Kurs. Befeuert von den Plänen interplanetarer Abenteurer wie Elon Musk wollen sie bemannte Raumschiffe zum Mars schicken – und zwar möglichst bald.

«Für uns entstehen dadurch ganz neue Chancen – aber auch Risiken», sagt Alexandra Isele von der Zürcher Raumfahrttechnologie Firma Beyond Gravity. Der Markt der Weltraumfahrt sei viel turbulenter als zur Zeit der Apollo-Epoche, als die Nasa sozusagen eine Monopolstellung hatte. Und gerade Schweizer Firmen profitierten von der neuen Dynamik, sagt Isele.

Planet Mars mit Kratern und Oberflächenstruktur.
Legende: Der rote Planet ist ein begehrtes Ziel. Er ist der erdähnlichste Planet in unserem Sonnensystem. REUTERS / NASA / Greg Shirah

Dabei gehen die Vorstellungen verschiedener Akteure weit auseinander. Elon Musk möchte schon in 5 Jahren die ersten bemannten Raumschiffe auf den Mars schicken. In 30 Jahren soll auf unserem roten Nachbarn bereits eine interplanetare Zivilisation entstehen. Dann würde ein neues Zeitalter der Menschheit anbrechen.

Der Mars: der erdähnlichste Planet unseres Sonnensystems

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Der Mars ist sozusagen unser kleiner Bruder. Er ist der erdähnlichste Planet unseres Sonnensystems. So ähnlich und doch verschieden genug, um unsere Fantasie anzuregen. Ein Tag auf dem Mars dauert 24 Stunden 37 Minuten und ist damit nur unwesentlich länger als auf der Erde. Das Marsjahr dauert hingegen 687 Erdtage. Die Atmosphäre des Mars ist sehr dünn. Sie besteht zu 95 Prozent aus CO₂. In den Polkappen gibt es Eis. Rot ist der Mars, weil seine Oberfläche mit Eisenoxid (Rost) bedeckt ist.

Extremer psychischer Stress

Etwas bescheidener beurteilt Guido Schwarz von der Universität Bern die Entwicklung. Zwar prognostiziert auch er, dass in absehbarer Zeit menschliche Füsse den roten Planeten betreten werden. «Doch ich bezweifle, dass dies sofort einen Boom auslösen wird und plötzlich die halbe Menschheit auf den Mars übersiedeln will», sagt Schwarz.

Für eine Marsexpedition kommen nur ganz wenige, streng ausgewählte Spezialistinnen und Spezialisten in Frage.
Autor: Guido Schwarz Leiter «Swiss Space Museum»

Denn die technischen Schwierigkeiten, die Risiken und die Unannehmlichkeiten des Lebens auf dem Mars würden gemeinhin unterschätzt. «Die ersten Pioniere sind erst einmal rund sieben Monate unterwegs, bis sie überhaupt auf dem Mars landen können», sagt Schwarz. Dann müssten sie gut zwei Jahre auf engstem Raum ausharren, bis sich das erste Zeitfenster für den Rückflug öffne.

«Psychologisch ist das eine unglaubliche Herausforderung.», sagt Schwarz, der im Nebenamt ein Weltraummuseum betreibt. Wer den Lagerkoller bekomme, könne nicht einfach kurz mit dem Hund rausgehen. Denn auf dem Mars herrschten atmosphärische Bedingungen, die für jedes irdische Lebewesen sofort tödlich wären. «Für eine Marsexpedition kommen deshalb nur ganz wenige, streng ausgewählte Spezialistinnen und Spezialisten in Frage», sagt Schwarz.

Seltene Rohstoffe als Chance

Alexandra Isele gibt zu bedenken, dass routinemässige Marsexpeditionen dennoch lohnenswert sein könnten. Eine Option sei der Abbau von Rohstoffen, die auf der Erde entweder sehr selten oder gar nicht vorkommen. Diese Möglichkeit hält auch Guido Schwarz für plausibel. Allerdings müsse es sich um einen bisher unbekannten Rohstoff handeln, der für die terrestrische Wirtschaft von grösstem Wert sei. «Denn sonst lohnen sich der Abbau und der extrem teure Rücktransport nie und nimmer», sagt Schwarz.

Hand am Raumfenster schaut auf Marsoberfläche.
Legende: Ferien auf dem Mars? Wohl kaum. Eine Marskolonie müsste auch wirtschaftlich Sinn machen. (Illustration) IMAGO / YAY Images

Überhaupt müsste die Marskolonie auf der Erde ziemlich schnell Gewinne abwerfen. Sonst sei das Abenteuer schnell vorbei. So bleiben Alexandra Isele und Guido Schwarz vorerst lieber am Boden. Für Alexandra Isele sieht denn auch noch einen ganz anderen Vorteil des Mars Booms: «Wer die Welt einmal von ganz weit draussen gesehen hat, erkennt vielleicht eher, wie schützenswert unser Heimatplanet ist.»

Die SRF-Rubrik Was wäre, wenn ...?

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In der multimedialen Rubrik «Was wäre, wenn …?» leuchtet SRF Zukunftsszenarien aus. In einem Gedankenexperiment wird eine radikale oder unerwartete Entwicklung durchgespielt. Dieser Ansatz soll helfen, besser zu verstehen, was in der Zukunft geschehen könnte. SRF begleitet das jeweilige Thema rund 24 Stunden online, am Radio und im TV. Dabei werden Zuschauerinnen und User eingeladen, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen.

Alle Artikel, Expertenchats und Videos der Rubrik «Was wäre, wenn …?» finden Sie hier.

Haben Sie weitere Ideen für Zukunftsszenarien, die SRF beleuchten soll? Schicken Sie uns gerne Ihren Input an communities@srf.ch.

Radio SRF 1, «Treffpunkt», 10.9.2025, 10:00 Uhr; liea

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