Das Geständnis: Israels bisherige oberste Militärstaatsanwältin, Jifat Tomer-Jeruschalmi, ist am Wochenende im Zusammenhang mit der Affäre um ein geleaktes Video aus dem berüchtigten Militärlager Sde Teiman von der Polizei festgenommen worden. Das bestätigte Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir zu Medienberichten. Tomer-Jeruschalmi hatte am letzten Freitag ihr Rücktrittschreiben eingereicht, nachdem sie zuvor die Verantwortung für das Leak übernommen haben soll. Mit ihrer Zustimmung zur Veröffentlichung des Clips wollte sie laut Berichten «der falschen Propaganda gegen die Militärjustizbehörde entgegentreten».
Das Video: Das Video soll die Misshandlung eines palästinensischen Häftlings durch israelische Soldaten der Reservisteneinheit 100 zeigen, wie die freie Journalistin Gisela Dachs in Tel Aviv erklärt. Es sei im August 2024 dem israelischen Fernsehen zugespielt worden. Teile davon hätten darauf in den sozialen Medien die Runde gemacht. Laut Dachs ging es im Video um einen Gefangenen, der am ganzen Körper verletzt worden war. Einschliesslich des Intimbereichs, so dass er ins Spital gebracht werden musste. Die Anschuldigung einer Vergewaltigung sei nicht aufrechterhalten worden.
Eine Verurteilung und weitere Anklagen: Im Februar 2025 wurde einer der Soldaten wegen dieser Vorfälle zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Die Ankläger der israelischen Armee erhoben noch im selben Monat Klage gegen fünf weitere Reservisten, die am Misshandlungsfall beteiligt gewesen sein sollen. Auf den Aufnahmen der Überwachungskamera ist die Misshandlung jedoch nicht eindeutig sichtbar, weil die Soldaten mit Schutzschilden eine Art Mauer bildeten. Rechte Kreise warfen der Militärstaatsanwaltschaft vor, die Soldaten fälschlicherweise zu beschuldigen und das Militär in seiner Arbeit zu behindern und politisch beeinflussen zu wollen.
Die Ermittlungen zum Leak: Militärstaatsanwältin Jifat Tomer-Jeruschalmi habe bei den damaligen polizeilichen Ermittlungen behauptet, mit diesem Leak nichts zu tun zu haben. Nun habe sie zugegeben, gelogen zu haben, was eine klare Verletzung ihrer Amtspflichten darstelle, so Dachs. Jetzt müsse eine Nachfolge bestimmt werden, die das Dossier übernehmen könne. Trotz des Schadens für Justiz und Militärjustiz und einem grossen Vertrauensverlust müsse auch künftig solchen Fällen – auch im Interesse der Armee – nachgegangen werden, sagt Dachs. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht in der Veröffentlichung des Videos den «möglicherweise schlimmsten Anschlag» auf Israels Image seit der Staatsgründung. Er kündigte eine unabhängige Untersuchung an.