Nordkorea und Russland wollen ihre staatlichen Medien stärker koordinieren. Dieser mediale Schulterschluss folgt auf die militärische Zusammenarbeit im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Was sich der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un davon verspricht und weshalb die Kooperation auch Moskau dient, erklärt Frederic Spohr von der Friedrich-Naumann-Stiftung in Seoul.
SRF News: Welche Absicht steckt hinter der engeren Medienzusammenarbeit von Moskau und Pjöngjang?
Frederic Spohr: Es geht wohl vor allem um eine einheitliche Propagandalinie der beiden Regime. Zudem erhält Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un so eine von ihm angestrebte, grössere internationale Bühne – etwa dank der russischen Medienanstalten «Russia Today» oder «Sputnik». Auch soll das Bild von Russland in Nordkorea positiver werden. Denn Kim muss der Bevölkerung erklären, warum nordkoreanische Soldaten an Russlands Angriffskrieg teilnehmen.
Wie wird sich diese Kooperation auf die Berichterstattung in Nordkorea auswirken?
In Verträgen wurde festgehalten, dass Bildmaterial und Publikationen aus Russland in Nordkorea benutzt werden können. Auch will man sich besser abstimmen bei der Berichterstattung. Letzte Woche berichteten russische Medien zum Beispiel darüber, wie russische und nordkoreanische Soldaten in der russischen Region Kursk zusammen Minen räumen. Künftig könnten solche Berichte in ähnlicher Form auch in nordkoreanischen Staatsmedien publiziert werden.
Wurde in der Vergangenheit auch mal unterschiedlich berichtet?
Es schien zumindest einmal so, dass es nicht richtig abgestimmt worden ist. Nordkorea hat der eigenen Bevölkerung ein halbes Jahr lang verschwiegen, dass nordkoreanische Soldaten an diesem Krieg beteiligt sind. Bestätigt wurde dies dann zunächst offiziell aus Russland. Pjöngjang folgte erst ein paar Tage später. Solche PR-Pannen will man künftig wohl vermeiden.
Welche Rolle spielen «Russia Today» und «Sputnik», also grosse Auslandsender?
Deren Reichweite ist enorm im Gegensatz zu nordkoreanischen Staatsmedien, die kaum jemand empfängt.
Russische Staatssender bieten Kim Jong-un eine grössere Bühne.
Trotz Sanktionen und Verboten in einigen Ländern bieten sie Kim Jong-un eine grössere Bühne. Er kann so die scheinbare Bedeutung Nordkoreas in der Welt unterstreichen.
Geht es Nordkorea um einen Imagewechsel?
Ja. Auch viele Russinnen und Russen beäugen Nordkorea mit grosser Skepsis. Jetzt muss man in der russischen Bevölkerung legitimieren, warum man mit diesem Staat so eng kooperiert. Es geht also auch darum, das Bild Nordkoreas in Russland zu verbessern.
Warum ist das Image Nordkoreas der russischen Regierung wichtig?
Wahrscheinlich fragen sich viele in Russland, warum man plötzlich mit einem Staat kooperiert, den man vorher nicht wirklich ernst genommen hat. Denn die Zusammenarbeit findet mittlerweile auf verschiedenen Ebenen statt, von Kultur bis Wissenschaft.
Die Grundstimmung gegenüber Nordkorea muss in Russland positiver sein.
Studierende, die vorher in Europa einen Austausch gemacht haben, gehen jetzt teilweise nach Pjöngjang. Daher muss die Grundstimmung gegenüber Nordkorea positiver sein.
Das Gespräch führte Julius Schmid.