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Gewalt im Nahen Osten 1000 Raketen auf Israel abgefeuert – 48 Tote in Gaza

  • Seit Montagabend haben militante Palästinenser nach Angaben der israelischen Armee schon mehr als 1050 Raketen auf Israel abgefeuert.
  • Vor allem Tel Aviv erlebte in der Nacht zum Mittwoch die bisher schwersten Raketenangriffe. In Israel starben bislang fünf Menschen, mehr als 200 weitere seien verletzt worden.
  • Die israelische Luftwaffe griff im Gegenzug nach eigenen Angaben mit dem umfangreichsten Bombardement seit dem Gaza-Krieg von 2014 Ziele im Palästinensergebiet an.
  • Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza beträgt die Zahl der seit Montag getöteten Palästinenser 48 – darunter 14 Kinder und drei Frauen. 304 Menschen seien verletzt worden.

Bei den Angriffen im Gazastreifen sei nach Angaben der israelischen Armee und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet das Haus eines ranghohen Mitglieds der islamistischen Hamas zerstört worden. Das Gebäude habe auch als Waffenlager gedient. Auch seien bei weiteren Angriffen mehrere hochrangige Vertreter der dort herrschenden Hamas getötet worden.

Wie das israelische Militär berichtete, wurden rund 850 der gut 1000 abgefeuerten Raketen entweder abgefangen oder sie gingen in Israel nieder. Etwa 200 weitere seien noch im Gazastreifen niedergegangen.

Nahost-Korrespondentin Susanne Brunner zur aktuellen Lage

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Die Raketen auf Tel Aviv bedeuten Panik und Schrecken für die dortigen Einwohnerinnen und Einwohner. Zehntausende mussten in Luftschutzkellern Zuflucht suchen, viele Schulen sind geschlossen. Angst herrscht auch in jenen israelischen Städten, in denen es zu Ausschreitungen durch die arabische Bevölkerung gekommen ist. Für die Menschen im Gazastreifen wiederum ist die Gewalteskalation eine Katastrophe – Luftschutzkeller gibt es dort keine. Hinzu kommt, dass die Corona-Situation in den letzten Wochen ausser Kontrolle geraten war und die Spitäler sowieso schon voll waren. Jetzt müssen diese auch noch viele Verletzte behandeln.

Derweil macht die arabische Liga Israel für den Gewaltausbruch verantwortlich. Mit dem Einsatz von israelischen Sicherheitskräften in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg im für die Muslime heiligen Monat Ramadan habe das Land die aktuelle Eskalation provoziert.

Ein Sprecher des von der Hamas geführten Innenministeriums teilte mit, alle Polizeigebäude im Gazastreifen seien bei den Luftangriffen zerstört worden. Im Westen von Gaza-Stadt waren Dutzende laute Explosionen zu hören.

Auslöser für den wiederaufflammenden Konflikt waren unter anderem Proteste gegen Polizei-Absperrungen in der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen palästinensischer Familien im Viertel Scheich Dscharrah.

Alter Konflikt neu entbrannt

Am Status Jerusalems hatte sich die jüngste Gewaltwelle neu entzündet. Dieser ist eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Am Montag begingen viele Israelis den Jerusalem-Tag. Israel feiert damit die Eroberung des arabischen Ostteils von Jerusalem während des Sechstagekriegs 1967.

Die Annexion ist international nicht anerkannt. Die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines eigenen Staates im besetzten Westjordanland und im Gazastreifen.

Karte Jerusalems nach Quartieren.
Legende: SRF

Verschärft wurden die Spannungen durch Pläne, Häuser palästinensischer Familien im Stadtteil Sheikh al-Jarrah in Ost-Jerusalem zu räumen. Das Land, auf dem sie leben, wird von jüdischen Siedler beansprucht.

Karte Jerusalems.
Legende: SRF

Seit der gewaltsamen Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen 2007 haben sich Israel und die radikale Palästinenserorganisation drei Kriege geliefert. Israel und Ägypten halten das Gebiet unter Blockade und begründen dies mit Sicherheitserwägungen.

Im August 2020 verkündete die Hamas nach Vermittlung Katars eine Waffenruhe mit Israel. Aber auch danach gab es immer wieder Verstösse. Die Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie hat die Zerstörung Israels zu ihrem Ziel erklärt.

UNO-Sicherheitsrat trifft sich zu erneuter Notfallsitzung

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Angesichts der zunehmend entfesselten Gewalt soll der UNO-Sicherheitsrat zum zweiten Mal binnen weniger Tage zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Die Beratungen sind für Mittwochvormittag in New York geplant. Das Treffen soll hinter verschlossenen Türen stattfinden.

Der 15-köpfige Rat konnte sich bei einer ersten Sitzung am Montag nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme einigen.

10vor10, 11.05.2021, 21:50 Uhr ; 

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