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Gewalt in Charlottesville Trump sieht die Schuld «auf beiden Seiten»

  • US-Präsident Donald Trump hat erneut Stellung zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen in Charlottesville genommen.
  • Es gebe «auf beiden Seiten» Schuldige – auch bei den Linken, sagte er. Beide Gruppen seien aggressiv gewesen. Dies wolle nur niemand zugeben.
  • Damit kehrt Trump zu seiner ursprünglichen Rhetorik zurück, als er nach den Angriffen von Rechtsextremen und Neonazis von «Gewalt von vielen Seiten» gesprochen hatte.
  • Erst zwei Tage nach den Protesten hatte er sich unter massivem Druck noch von dieser ursprünglichen Darstellung entfernt und rechte Gewalt kriitisiert.

«Es gab auf der einen Seite eine Gruppe, die schlimm war, und es gab auf der anderen Seite eine Gruppe, die ebenfalls sehr gewalttätig war», sagte Trump an einer hitzigen Pressekonferenz im Trump Tower in New York.

Eigentlich hatte Trump über Infrastrukturprojekte sprechen wollen, beantwortete dann aber spontan Fragen von Journalisten zu den Vorfällen in Charlottesville. Dabei erwähnte er etwa auch, dass er eines der grössten Weingüter in den Vereinigten Staaten besitze. Dieses liege in Charlottesville. Trump meinte damit «Trump Winery», das allerdings nur das drittgrösste Weingut im Bundesstaat Virginia ist und seinem Sohn Eric Trump gehört.

Minuten nach Trumps Einlassungen in New York twitterte der frühere Ku-Klux-Klan-Chef David Duke, er danke dem Präsidenten für seine Aufrichtigkeit und den Mut, die Wahrheit zu Charlottesville auszusprechen und die «Linksterroristen» in der Bewegung «Black Lives Matter» und der Antifa zu verdammen.

Zukunft von Bannon unklar

Zugleich verteidigte Trump seinen umstrittenen Chefstrategen Steve Bannon, dessen einstiges Internet-Portal «Breitbart News» für das Erstarken der antisemitischen und rassistischen Alt-Right-Bewegung mitverantwortlich gemacht wird. Dieser sei «ein guter Mann, kein Rassist», erklärte Trump. Er sei sein Freund und er möge ihn.

Er liess Bannons Zukunft im Weissen Haus aber im Unklaren. «Wir werden sehen, was mit Herrn Bannon geschieht», sagte Trump. US-Medien hatten zuvor berichtet, Bannon stehe möglicherweise kurz vor der Entlassung. Bannon gilt als einer der Köpfe hinter den Machtkämpfen im Weissen Haus.

Reaktion von UNO-Generalsekretär

Der Chef der wichtigsten US-Gewerkschaft zog sich danach aus einem Beirat des Präsidenten zurück. «Wir können nicht dem Beirat eines Präsidenten angehören, der Intoleranz und heimischen Terrorismus toleriert», erklärte Richard Trumka von dem Verband AFL-CIO. Er warf Trump vor, mit seinen jüngsten Bemerkungen seine «aufgezwungene» Erklärung zu den Vorfällen vom Vortag zu widerrufen.

Aus Protest über Trumps Verhalten hatten bereits die Chefs des Pharmariesens Merck, des Chipherstellers Intel sowie des Sportartikelherstellers Under Armour den Industriebeirat des Präsidenten verlassen. Ihnen folgte am Dienstag der Präsident des Industrieverbands «Alliance for American Manufacturing», Scott Paul.

Klare Worte fand UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. Er verurteilte Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. «Wir müssen dem entgegentreten. Immer. Überall», erklärte Guterres am Dienstag per Twitter. «Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Anti-Semitismus und Islamfeindlichkeit vergiften unsere Gesellschaften.»

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