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Keine Frauenbilder wegen orthodoxen Juden
Aus Echo der Zeit vom 10.03.2019. Bild: Susanne Brunner
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Gleichstellungskampf in Israel Ikea-Katalog sorgt für Wirbel

Der Ikea-Katalog für streng religiöse Juden in Israel kommt speziell daher: Auf den Bildern sind nur Männer und Jungen zu sehen, auch wenn es um Familiensituationen geht. Der Katalog richtet sich an die ultraorthodoxen Juden der Haredi-Gemeinschaft.

Für die jungen Haredi-Frauen auf einem Spielplatz im ultraorthodoxen Viertel Mea Shearim in Jerusalem ist das richtig so. Religiöse Frauen störe es nicht, dass im Katalog keine Frauen abgebildet seien – im Gegenteil, das sei respektvoll. Sie seien stolz darauf, dass man ihre Privatsphäre wahre – denn die sei in ihrer Religion für Frauen wichtig, ergänzt eine andere.

Die Gesellschaft ist gespalten

«Wir sind nicht gegen Feminismus und wir fühlen uns als Frauen auch nicht ausgeschlossen», sagt die junge Frau. Ihre Rolle sei wichtig in ihrer Gesellschaft – aber halt eben anders.

Ganz anders sieht das Meital Arbel, eine junge jüdische Anwältin beim Israel Religious Action Center in Jerusalem – das in Israel an vorderster Front gegen Geschlechter-Diskriminierung kämpft.

«Ein solcher Katalog ist ein Unrecht, das zum Himmel schreit», sagt sie. Da wolle ein Möbelhaus eine Familienidylle darstellen, und es fehlten Ehefrauen, Mütter und Töchter. Das sei doch absurd. So sehe doch kein normaler Ikea-Katalog aus.

Meital Arbel verweist auf eine Umfrage, die ihr Zentrum gemacht hat. Gegen 20 Prozent der ultraorthodoxen Frauen fanden den Katalog ohne Frauenbilder stossen. Nicht einmal in Saudi-Arabien gibt es den Katalog ohne Frauen – die Publikation eines frauenlosen Katalogs wurde dort gestoppt.

Schwieriger Kampf für Gleichstellung

Zusammen mit einer orthodoxen Klägerin hat das Israel Religious Action Center gegen das schwedische Möbelhaus eine Sammelklage eingereicht. Geklagt hat das Zentrum auch gegen die Entfernung und Zerstörung von Wahlplakaten, auf denen Frauen zu sehen waren. In ultraorthodoxen Quartieren und Ortschaften wurden die Gesichter der Kandidatinnen ausgeschnitten, übermalt oder die Plakate gleich heruntergerissen. Auch das eine Ungerechtigkeit, findet Meital Arbel.

Nicht nur auf Wahlplakaten fehlen Frauen, sondern auch in den ultraorthodoxen Zeitungen. Neben den Bildern der männlichen Kandidaten sind die Kandidatinnen nur namentlich aufgeführt. «Das ist schrecklich und traurig», sagt die Anwältin. Kein Wunder würden so nur Männer gewählt.

Busse mit den Plakaten von Frauen

Der Kampf der Frauen für Gleichstellung sei im religiösen Milieu besonders langwierig, sagt Meital Arbel. Aber sie verweist auf Erfolge: Zurzeit fahren 50 Busse durch Jerusalem, auf denen Bilder von Frauen zu sehen sind, die Gleichstellung fordern.

Diese Aktion hat sich eine ehemalige Kandidatin fürs Bürgermeisteramt in Jerusalem erkämpft. Ihre Plakate wurden zerstört, die Werbefirma weigerte sich, die Plakate zu ersetzen oder sie für die zerstörten Plakate zu entschädigen. In einem aussergerichtlichen Vergleich erklärte sich die Firma nun bereit, Busse mit den Plakaten von Frauen zu versehen, die Gleichstellung fordern. Diese Aktion dauert allerdings nur zwei Wochen. Dann verschwinden die Frauen wieder von den Bussen.

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