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Groninger Gasfeld Ein Jahr später: Niederlande schliessen Europas grösstes Gasfeld

  • In den Niederlanden befinden sich die grössten Gasvorkommen Europas, ganz im Norden, in der Provinz Groningen.
  • Nun haben die Behörden nach rund 60 Jahren die Gasförderung in Groningen definitiv eingestellt.
  • Seit mehr als 20 Jahren hatten die Bewohnerinnen und Bewohnerinnen im Umfeld über Erdbeben geklagt.

Eigentlich hätte die Gasförderung in Groningen schon im letzten Jahr ganz eingestellt werden sollen. Angesichts der weltweiten Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs wurde die Produktion jedoch um ein Jahr verlängert.

Elf Bohrlöcher des in den 1960er-Jahren eröffneten Standorts sollen jedoch im Fall eines «strengen Winters» noch ein Jahr lang offen gehalten werden. Trotz der Schliessung warnen Experten davor, dass die Beben in der Region weitergehen könnten.

Gas-Speicherstätte
Legende: Die Gas-Speicherstätte in Grijpskerk in der niederländischen Provinz Groningen. Keystone/EPA/CORNE SPARIDAENS

Die unterirdischen Gasfelder bei Groningen im Norden der Niederlande sind die grössten Vorkommen in Europa. In den vergangenen Jahren war die Gasförderung wegen der Erdbeben zurückgefahren worden. 2021 wurden in Groningen nur noch 4.5 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert. In früheren Jahren waren es über 20 Milliarden Kubikmeter gewesen.

Kritik aus dem Parlament

Schon 2022 sollte die Gasförderung ganz eingestellt werden. Angesichts der weltweiten Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine erklärte die Regierung aber im vergangenen Herbst, dass doch erneut 2.8 Milliarden Kubikmeter Gas entnommen werden sollten – die nötige Mindestmenge, um die bestehenden Standorte und Infrastrukturen zu betreiben.

Ein im Februar veröffentlichter Bericht eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses warf den niederländischen Behörden vor, bei der erfolgreichen Förderung «kaum auf die langfristigen Risiken geachtet» zu haben. Die Parlamentarier forderten die Regierung zum Handeln auf.

Die Regierung unter Ministerpräsident Mark Rutte entschied schliesslich im Juni, die Produktion bis zum 1. Oktober komplett einzustellen. «Aufgrund der unsicheren internationalen Situation» werde es ein weiteres Jahr lang möglich bleiben, «in sehr aussergewöhnlichen Situationen» an dem Standort Gas zu entnehmen, erklärte die Regierung damals – etwa bei «sehr strenger Kälte» oder bei Gasmangel. Bis Oktober 2024 würden die letzten elf Bohrlöcher dann «dauerhaft geschlossen».

Über 400 Milliarden Euro erwirtschaftet

Die Ölriesen Shell Niederlande und ExxonMobil sind zu gleichen Teilen an dem Konzern NAM beteiligt, der seit den 1960er-Jahren für die Ausbeutung des Groninger Gasfeldes verantwortlich ist. Auch eine Shell-Führungskraft hatte im März erklärt, dass die Regierung das Feld schliessen müsse.

Laut Shell wurden insgesamt rund 2300 Milliarden Kubikmeter aus dem Vorkommen gefördert. Zwischen 1963 und 2020 wurden etwa 429 Milliarden Euro mit dem Groninger Gas erwirtschaftet. 85 Prozent dieser Gewinne flossen in die niederländische Staatskasse.

Die Erdbeben haben den Häusern in der Gegend zwar schwere Schäden zugefügt, die Anwohnerinnen und Anwohner haben aber laut dem parlamentarischen Bericht nur minimale Entschädigungen erhalten. Die Betroffenen seien in einem Netz aus bürokratischen Hürden und Stümperei gefangen.

Audio
Aus dem Archiv: Das Dilemma von Groningen
aus Trend vom 21.09.2022. Bild: SRF Dario Pelosi
abspielen. Laufzeit 21 Minuten 43 Sekunden.

SRF 4 News, 1.10.2023, 19 Uhr;

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