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Handelsabkommen EU-Mercosur Jetzt wächst der Druck auf die Schweiz

Während sich China und die USA einen Handelskrieg liefern, haben die grössten Volkswirtschaften Südamerikas und die Europäische Union still und leise ihr Freihandelsabkommen ins Trockene gebracht. Ein grosser Wurf: Falls dieses Freihandelsabkommen in den EU-Ländern und den Mercosur-Staaten ratifiziert wird, wäre es die grösste Freihandelszone der Welt.

Wegfall der Zölle wird den Handel befeuern

Der Mercosur und die EU tauschen jetzt schon Waren und Dienstleistungen für 90 Milliarden Euro aus, pro Jahr – dies obwohl heute noch hohe Zölle gelten, auf beiden Seiten.

Doch einmal ratifiziert, fallen diese Zölle weg: Insgesamt 4 Milliarden Euro pro Jahr. Davon werden viele Branchen profitieren. Die europäischen Autobauer haben heute schon gejubelt. Sie verkaufen im Mercosur bisher nur wenig Autos, wegen des 35-Prozent-Importzolls.

Unter verstärkten Druck kommt mit dem EU-Mercosur-Deal die europäische Freihandelszone Efta, zu der auch die Schweiz gehört. Sie verhandelt seit kurzem ebenfalls mit Mercosur über ein Freihandelsabkommen. Bis der Efta mit den Ländern Südamerikas dasselbe gelingt – also den Abschluss eines Abkommens über den Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen – werden die Schweizer Exportbranchen gegenüber der Konkurrenz aus der EU einen Wettbewerbsnachteil haben.

Schweizer Branchen im Wettbewerbsnachteil

Denn auf Schweizer Maschinen, Uhren, Chemieprodukten oder Pillen müssen aktuell immer noch hohe Zölle bezahlt werden – kaufen die Kunden des Mercosur in der EU ein, fallen die Zölle bald weg – es ist billiger. Aus Schweizer Sicht könnte man zwar denken, der Mercosur sei nicht so wichtig, weil der Handel mit der südamerikanischen Zone mit 4 Milliarden Franken noch relativ bescheiden ist.

Ex-Bundesrat Johann Schneider-Amman, der während seiner Amtszeit eine rekordverdächtige Anzahl Freihandelsabkommen durchgeboxt hatte, hat aber immer betont, wie wichtig es für die Schweiz sei, Freihandelsabkommen dort zu schliessen, wo sie die EU habe – um eben Wettbewerbsnachteile für die Schweizer Wirtschaft zu verhindern.

Die Tatsache, dass sich die EU und der Mercosur nach so vielen Jahren nun einig geworden sind, lässt die Hoffnung zu, dass dies auch der Efta schnell gelingen wird.

Charlotte Jacquemart

Wirtschaftsredaktorin

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Charlotte Jacquemart hat an der Universität Zürich Ökonomie studiert und arbeitet seit Juni 2017 als Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Zuvor war sie 13 Jahre lang bei der «NZZ am Sonntag» tätig.

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