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Handelskonflikt mit Peking US-Präsident spielt mit chinesischem Feuer

  • Auf Dutzende Güter, die die USA aus China beziehen, will der US-Präsident künftig offenbar Importzölle oder erhöhte Zölle erheben.
  • Das Reich der Mitte ist andererseits der grösste Gläubiger der Vereinigten Staaten und hat bisher das gigantische US-Staatsdefizit mitfinanziert.
  • Sollte sich Peking als Financier des US-Staatsbudgets in grossem Stil zurückziehen, drohen jenseits des Atlantiks binnen kurz oder lang höhere Zinsen - mit enormen Folgen für die Wirtschaft.

US-Präsident Donald Trump droht China mit Zöllen auf über 100 Güter, die das Land in die Vereinigten Staaten exportiert. Bereits angeordnet hat er Zölle auf Stahl und Aluminium.

Peking hilft den USA bei der Finanzierung des Staatsdefizits

Als Reaktion darauf können die Chinesen mit Gegenzöllen reagieren - oder aber damit, dass sie Amerika nicht mehr helfen, das gigantische Staatsdefizit zu finanzieren.

Schon diese bare Drohung der Chinesen könnte die Amerikaner empfindlich treffen. Denn die Vereinigten Staaten sind hoch verschuldet und darauf angewiesen, dass ihnen jemand Geld leiht.

15 Prozent der US-Staatsschulden in chinesischen Händen

Die Chinesen haben das in den letzten 20 Jahren grosszügig getan. Gegen 15 Prozent der 14'000 Milliarden Dollar Staatsschulden – auch Treasuries genannt – befinden sich in den Händen der Chinesen. Sie sind damit der grösste Gläubiger der USA.

Ein derartiges Vorgehen Pekings sei durchaus eine Waffe, sagt Harald Preissler, Chefökonom der Bantleon Bank. Amerika habe stark von China profitiert, erläutert der Experte: «Wir haben in den letzten 15 Jahren erlebt, wie die Chinesen mit ihren Käufen dazu beigetragen haben, dass die Zinsen bei US-Treasuries stärker gesunken sind, als sie es wären, wenn die Chinesen nicht gekauft hätten.»

Dann wäre natürlich ein Zinsanstieg in den USA unvermeidlich.
Autor: Harald Preissler Chefökonom der Bantleon Bank

Ohne die chinesischen Käufe von Staatsanleihen hätte Amerika einen halben Prozentpunkt mehr Zins zahlen müssen, rechnet Harald Preissler vor. Und: «Wenn man das ganze Spiel umdreht, und sich vorstellt, die Chinesen verkaufen jetzt in grossem Stil diese Anleihen, dann wäre natürlich ein Zinsanstieg in den USA unvermeidlich.» Unvermeidlich, weil die Regel gilt: Je tiefer die Nachfrage nach Schuldpapieren, desto höher die Zinsen, die man Anlegern bieten muss, um die Papiere los zu werden.

Weil die Amerikaner gleichzeitig jeden Monat neue Rekordbeträge am Kapitalmarkt aufnehmen müssen, stehen sowieso schon zu viele Neuschulden zu wenig Käufern gegenüber. Zur Erinnerung: Trump hat die Steuern gesenkt, gibt aber mehr Geld aus.

Die Sprengkraft, die eine solche Aktion haben könnte, die ist mit Sicherheit enorm.
Autor: Harald Preissler Chefökonom der Bantleon Bank

Träte China nun zusätzlich in einen Käuferstreik, wäre die Nachfrage nach US-Treasuries noch tiefer. «Die Sprengkraft, die eine solche Aktion haben könnte, die ist mit Sicherheit enorm», fügt Wirtschaftsexperte Preissler hinzu. Einen Vorgeschmack darauf gab es im Januar, als in China die Rede davon war, in Zukunft weniger US-Staatsanleihen kaufen zu wollen. Alleine das Gerücht trieb die Zinsen vorübergehend in die Höhe.

Drohender Flächenbrand über höhere Zinsen

Trotzdem glaubt der Chefökonom der Bantleon Bank, dass China zuerst mit Gegenzöllen reagieren werde. Aus dem einfachen Grund, dass sich höhere US-Zinsen rund um die Welt auf Devisen, Aktienmärkte und Realwirtschaft auswirken würden.

Zölle seien klüger als einen Flächenbrand über höhere Zinsen in Gang zu setzen, erläutert Preissler. Vorerst jedenfalls.

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