Auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche Jesu in Bethlehem ist erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als zwei Jahren wieder ein grosser Weihnachtsbaum aufgestellt worden. Das israelische Tourismusministerium rechnet zu Weihnachten mit rund 40’000 christlichen Pilgern.
Die Stadt Bethlehem hatte in den letzten beiden Jahren des Gaza-Kriegs die Weihnachtsfeiern abgesagt. Für viele palästinensische Christen hat sich die Lebenssituation verschlechtert. Auch sie leiden immer mehr unter der israelischen Besatzung, denn auch um Bethlehem herum werden Siedlungen ausgebaut, es gab zuletzt auch Angriffe von Siedlern auf christliche Dörfer.
Der höchste Vertreter der römisch-katholischen Kirche im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, eröffnete die diesjährigen Weihnachtsfeierlichkeiten mit der traditionellen Prozession von Jerusalem nach Bethlehem im Westjordanland. Dort ist nach der Überlieferung Jesu Christi geboren worden.
Prozession nach Bethlehem
Bei seiner Ankunft auf dem Krippenplatz überbrachte Pizzaballa Grüsse von der kleinen christlichen Gemeinde in Gaza, wo er am Sonntag eine vorweihnachtliche Messe gehalten hatte. Inmitten der Verwüstung sah er den Wunsch nach Wiederaufbau.
Er rief zu einem «Weihnachten voller Licht» auf: «Wir, alle zusammen, beschliessen, das Licht zu sein, und das Licht von Bethlehem ist das Licht der Welt», sagte er vor Tausenden von Menschen, Christen und Muslimen. Pizzaballa wird am Abend in Bethlehem die Mitternachtsmesse feiern.
Trotz der Feiertagsstimmung sind die Auswirkungen des Krieges im israelisch besetzten Westjordanland spürbar, insbesondere in Bethlehem, wo laut der Stadtregierung rund 80 Prozent der Einwohner vom Tourismus abhängig sind. Die Mehrheit der Feiernden waren Einheimische, nur sehr wenige Ausländer befinden sich unter den Feiernden.
Während des Gaza-Krieges ist die Arbeitslosenquote in Bethlehem auf 65 Prozent gestiegen, wie Stadtpräsident Maher Nicola Canawati Anfang Monat erklärte. Wegen der zunehmenden Armut hätten tausende Menschen die Stadt inzwischen verlassen. Christen machen noch etwa 1.5 Prozent der rund 3 Millionen Palästinenser im Westjordanland aus. Im gesamten Nahen Osten ist die christliche Bevölkerung auf der Flucht vor Konflikten und Anschlägen stetig zurückgegangen. Im Gazastreifen leben noch rund 1000 Christen.
Mitternachtsmesse in Rom
In Rom wird am Weihnachtsabend Papst Leo XIV. seine erste Christmette im Petersdom feiern. Er hat an Weihnachten für alle Kriege in der Welt zu einem 24-stündigen Waffenstillstand aufgerufen. Nicht zuletzt angesichts der russischen Angriffe auf die Ukraine sagte der Pontifex, zu den Dingen, die ihn traurig stimmten, gehöre, dass Russland einen Weihnachtswaffenstillstand abgelehnt habe.
Der Papst wird am Abend im Petersdom seine erste Christmette halten. Es wird erwartet, dass er sich auch dort gegen Krieg und Gewalt aussprechen und an das Leid der Menschen erinnern wird. Die Mitternachtsmesse ist dieses Jahr für den späten Abend angesetzt, später als bei seinem Vorgänger Franziskus. Dieser hatte an Weihnachten 2024 das Heilige Jahr eröffnet. Im Rollstuhl sitzend hatte er mit der Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdoms das Heilige Jahr eingeläutet, das am 6. Januar zu Ende gehen wird.