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Neuer Pontifex Papst Leo XIV. weckt Hoffnungen bei Christen im Gazastreifen

Der neue Papst Leo XIV. nutzte sein erstes Sonntagsgebet für einen Friedensappell. Damit weckt der Pontifex Hoffnungen – besonders bei der kleinen christlichen Gemeinschaft im Gazastreifen.

Auf den sozialen Medien ging diese Aufnahme viral: Papst Franziskus, der mit der katholischen «Holy Family Church» im Gazastreifen telefonierte. Die kleine Gemeinschaft von etwas über hundert Gläubigen beklagte tödliche Angriffe, unter anderem auf ihre Schule und ein Kloster. Im Laufe des Krieges nahm die Kirche Hunderte von Flüchtlingen auf: Christinnen und Christen der Griechisch-Orthodoxen Kirche und Muslime.

Franziskus telefoniert mit Pater Romanelli in Gaza

Der Pfarrer der Gemeinde, Pater Gabriel Romanelli, befand sich zu Beginn des Krieges in Bethlehem: Erst acht Monate später konnte er nach Gaza zurückkehren. Zu ihm hatte Papst Franziskus einen besonderen Draht. Pater Gabriel Romanelli stammt, wie der verstorbene Papst, aus Buenos Aires.

 Pater Romanelli predigt bei einer Messe.
Legende: Eng verbunden: Pater Romanelli hält in der «Holy Family Church» eine Messe für den verstorbenen Papst Franziskus. (21. April 2025) REUTERS/Dawoud Abu Alkas

In seinen Botschaften aus dem Gazastreifen beklagt er den neuerlichen Krieg im Heiligen Land und ruft zum Frieden auf zwischen allen Menschen, die hier leben.

Franziskus redete Netanjahu ins Gewissen

Auch Papst Franziskus forderte stets ein Ende dieses Krieges: Er traf sich nicht nur mit Palästinensern, sondern auch mit freigelassenen israelischen Geiseln der Hamas und ihren Angehörigen, redete Premier Netanjahu öffentlich ins Gewissen, was dieser wohl nicht goutierte: Sein Büro kondolierte erst vier Tage nach dem Tod des Papstes, und Netanjahu reiste zur Beerdigung nicht nach Rom.

Mit Pater Gabriel Romanelli sprach Papst Franziskus letztmals zwei Tage vor seinem Tod: nur 30 Sekunden lang. Seither blieb die Leitung aus dem Vatikan stumm. Zum neuen Papst äusserte sich der Pater in Gaza gegenüber internationalen Medien aber hoffnungsvoll: Papst Leo XIV. scheine Frieden genauso am Herzen zu liegen wie seinem Vorgänger.

Christen im Heiligen Land wollen Leo beim Wort nehmen

In den vergangenen Tagen versuchte SRF Pater Gabriel Romanelli in Gaza vergeblich zu erreichen. Wadi Abunassar, Koordinator und Sprecher des Forums für Christinnen und Christen im Heiligen Land, selbst ein palästinensisch-israelischer Christ aus Haifa, Israel, bestätigt aber die Hoffnungen des Gaza-Paters: «Christinnen und Christen im Heiligen Land begrüssten die Wahl des neuen Papstes mit Freude. Wir glauben, dass er den Weg von Papst Franziskus fortsetzen wird», sagt Wadi Abunassar.

Wir wünschen uns deshalb, dass dieser Papst eine aktivere Rolle im Nahen Osten anstrebt.
Autor: Wadi Abunassar Sprecher des Forums für Christinnen und Christen im Heiligen Land

Man werde Papst Leo auch beim Wort nehmen: «Der neue Papst hat von Entwaffnung gesprochen: Wir wünschen uns deshalb, dass dieser Papst eine aktivere Rolle im Nahen Osten anstrebt.» Damit meint Wadi Abunassar einen aktiven Einsatz für ein Ende der Kriege im Nahen Osten und für einen palästinensischen Staat neben Israel.

Wadi Abunassar
Legende: Wadi Abunassar ist Koordinator und Sprecher des Forums für Christinnen und Christen im Heiligen Land. SRF

Das ist nicht nur ein politisches Statement für die Palästinenser, sondern auch ein Hilferuf an den Vatikan: Dort, wo das Christentum seinen Anfang nahm, gibt es wegen Krieg und Vertreibung immer weniger Christinnen und Christen. Nur noch rund zwei Prozent in den besetzten palästinensischen Gebieten, und etwa vier Prozent im ganzen Nahen Osten. Im Gazastreifen sind es noch 600.

Christen im Nahen Osten

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Die christliche Bevölkerung im Nahen Osten geht seit Jahrzehnten stetig zurück. Waren im Jahr 1910 noch 14 Prozent der gesamten Bevölkerung in der Region christlichen Glaubens, sind es heute noch ca. 4 Prozent. Libanon, wo etwa 30 Prozent der Bevölkerung Christen sind, hat sich zu einer Art Zufluchtsort in der Region entwickelt. Zum Beispiel für Christen aus dem Irak oder Syrien. Dort betrug ihr Anteil vor dem Bürgerkrieg im Jahr 2011 noch etwa 10 Prozent. Heute sollen es noch etwas mehr als 1 Prozent sein.

Echo der Zeit, 11.5.25, 18 Uhr

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