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Hochwasser in Mitteleuropa Österreich warnt vor Dammbrüchen +++ fünf Tote in Polen

Nach verheerenden Hochwassern am Wochenende in Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien bleibt die Lage angespannt. Ein Überblick.

Hinweis: Aktuelle Bericherstattung im Newsticker

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Über die angespannte Hochwassersituation in Ost- und Mitteleuropa berichten wir im Newsticker weiter. Dieser Überblick wird nicht mehr aufdatiert.

Österreich : Trotz einer kurzen nächtlichen Regenpause bleibt die Hochwasser-Situation im Osten des Landes sehr angespannt. «Es ist nicht vorbei, es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch», sagte die Ministerpräsidentin Niederösterreichs, Johanna Mikl-Leitner. Es stehen gebietsweise erneut grosse Regenmengen bevor. Es herrscht höchste Dammbruchgefahr. Das öffentliche Leben ruhe weitgehen, so Mikl-Leitner.

Am Wochenende haben Einsatzkräfte in Niederösterreich nach eigenen Angaben mehrere Hundert Menschen aus dem Hochwasser gerettet. Bisher haben insgesamt drei Menschen wegen des Hochwassers ihr Leben verloren.

In vier Tagen Regen wie sonst im ganzen September

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In einigen Hochwassergebieten Österreichs ist innerhalb von vier Tagen so viel Regen gefallen wie sonst im gesamten September. Das berichtet Geosphere Austria, die Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie.

Zum Beispiel seien unter anderem an der Wetterstation in St. Pölten, der Hauptstadt des Bundeslandes Niederösterreich, 300 bis 350 Millimeter gefallen. Das entspricht 350 Litern pro Quadratmeter.

Es regnet immer noch, und zusätzlich pfeift der Wind. Nach Angaben von Geosphere hat es an Bergstationen Windböen mit mehr als 125 Kilometern in der Stunde gegeben, in niedrigeren Gebieten um die 100 Kilometer pro Stunde. Der Dauerregen soll laut Geosphere am Dienstag vorbei sein.

Die Hauptstadt Wien, die innerhalb von Niederösterreich liegt, war auch am Montag von massiven Problemen im öffentlichen Verkehr betroffen – obwohl die Wasserstände zurückgingen. Die meisten U-Bahnlinien in der Zweimillionenstadt fuhren zu Beginn der Arbeitswoche nur auf Teilstrecken. Das staatliche Bahnunternehmen ÖBB führt derzeit keine Züge auf den südlichen und westlichen Verbindungen von und nach Wien.

Polen : Nach dem Bruch eines Staudamms im Schneegebirge an der Grenze zu Tschechien standen in der Kleinstadt Klodzko ganze Strassenzüge unter Wasser, hier gab es ein Todesopfer. Das Dorf Glucholazy in der Region Oppeln wurde von Wassermassen verwüstet. In der Nacht zum Montag war besonders die Kleinstadt Nysa in der Region Oppeln betroffen, dort haben Retter eine weitere Leiche entdeckt. Bislang starben in Polen insgesamt fünf Personen wegen des Hochwassers.

Angesichts der schweren Verwüstungen hat Regierungschef Donald Tusk sein Kabinett zu einer Krisensitzung am Montagvormittag einberufen. Er habe ein Dekret zur Ausrufung des Katastrophenzustands vorbereitet, teilte Tusk mit. Die Entscheidung darüber muss aber vom Kabinett abgesegnet werden.

Derweil bereitet sich Breslau (Wroclaw) auf eine Flutwelle vor. Sie wird die Stadt voraussichtlich am Mittwoch erreichen. Der Bürgermeister rief Hochwasseralarm aus.

Tschechien: Auch in Tschechien ist keine Entspannung in Sicht. Bei den schwersten Unwettern seit Jahren flossen am Wochenende Wassermassen durch ganze Städte wie Jesenik im Altvatergebirge und Krnov an der Grenze zu Polen. Am Montag bestätigten die Behörden einen ersten Todesfall. Zudem würden sieben Personen vermisst.

In Jesenik mussten die Einsatzkräfte Hunderte Menschen mit Booten und Hubschraubern aus den Fluten retten. Im Südwesten Tschechiens lief die Talsperre Husinec im Böhmerwaldvorland wegen des Hochwassers über. Landesweit waren zwischenzeitlich mehr als 250'000 Haushalte ohne Strom. Der tschechische Regierungschef Petr Fiala sprach von einem Jahrhunderthochwasser. Die Behörden rechnen damit, dass die Pegelstände an verschiedenen Orten noch weiter ansteigen. In ganz Tschechien werden am Montag zudem weitere Niederschläge erwartet, die im Süden auch intensiv ausfallen können.

Rumänien : Mindestens sechs Menschen sind ums Leben gekommen. Von Hochwasser betroffen waren vor allem die Regionen Galati, Vaslui und Iasi im Osten des Landes. Etwa 300 Menschen mussten dort in Sicherheit gebracht werden, rund 6000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst. Die Lage bleibt weiter angespannt.

Deutscher Wetterdienst: «Schlimmer als jetzt wird es nicht mehr»

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In Deutschland ist die Lage derzeit noch vergleichsweise entspannt. Durch den anhaltenden Dauerregen sind in Bayern einzelne Strassen überschwemmt worden und vereinzelt auch Keller vollgelaufen. Aktuell sind besonders Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz betroffen, wie es der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete.

SRF 4 News, 15.09.2024, 8 Uhr ; 

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