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Höchstes Gericht der USA Sexuelle Orientierung darf kein Grund für Entlassung sein

  • In den USA hat der Oberste Gerichtshof die Rechte von Homosexuellen und Trans-Menschen gestärkt.
  • Eine Diskriminierung von Mitarbeitern aufgrund deren sexuellen Orientierung sei rechtswidrig, befand der Supreme Court.
  • Den neun Richtern lagen Fälle vor, in denen Angestellte wegen ihrer sexuellen Orientierung entlassen worden waren.

Die an der Klage beteiligte Bürgerrechtsorganisation ACLU (American Civil Liberties Union) begrüsste die Entscheidung auf Twitter: «Es steht nicht mehr infrage: LGBTQ-Menschen sind vor Diskriminierung am Arbeitsplatz geschützt.»

Das Urteil fiel mit einer Mehrheit von sechs von neun Stimmen und wurde vom konservativen Richter Neil Gorsuch vorgebracht, der von US-Präsident Donald Trump ernannt worden war.

Die führenden Demokraten begrüssten das Urteil. «Die heutige Entscheidung ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg zur Gleichberechtigung für alle», erklärte der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden.

Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, erklärte, das Urteil sei ein wichtiger Meilenstein. Alle Amerikaner seien nun vor Diskriminierung am Arbeitsplatz geschützt – «unabhängig davon, wer sie sind oder wen sie lieben», erklärte Pelosi.

Überraschender Sieg für LGBT-Community

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Die neun Bundesrichter in Talaren
Legende: Keystone

Die LGBT-Menschen in den USA rechneten nicht damit, dass ein mehrheitlich konservatives Richtergremium die Rechte von Homosexuellen und Transgender ausdehnt. Überraschend war das Urteil auch in seiner Deutlichkeit. Sechs der neun Obersten Richter und Richterinnen urteilen, dass ein über 50 Jahre altes Gesetz LGBT-Menschen vor Kündigungen schützt.

Der Civil Rights Act von 1964 verbietet die Diskriminierung von Arbeitnehmenden aufgrund ihres Geschlechts. Es sei logisch, dass das Gesetz auch für LGBT-Menschen gelte, schrieb Richter Neil Gorsuch im Namen der richterlichen Mehrheit. Denn ein Arbeitgeber, der eine Person entlasse, weil sie homosexuell oder transgender sei, ziehe immer das Geschlecht in Betracht.

Die Trump-Regierung hat den Diskriminierungsschutz von Homosexuellen und Transgender in den letzten Jahren zurückbuchstabiert – am Arbeitsplatz, aber auch in der Gesundheit. Vergangene Woche beseitigte sie etwa eine Regel zum Schutz von transsexuellen Patienten, die unter Obamacare galt.

Konservative Organisationen kritisieren das Urteil scharf. Sie sehen die Freiheit von christlichen Unternehmen bedroht. Und sie zeigen sich enttäuscht, dass der von Trump nominierte Gorsuch sich der Mehrheit anschloss. (jaci)

Info 3 Abend, 15.06.2020, 17:00 Uhr ; 

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