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Homs Drohnenangriff in Syrien fordert über 120 Tote – ein Überblick

Der Angriff auf die Abschlussfeier einer Militärakademie in Syrien fordert mindestens 120 Tote. Ein Überblick.

Der Angriff: Die Attacke ereignete sich am Donnerstag während einer Abschlussfeier in der Militärakademie von Homs rund 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Damaskus. Die Abgänger eines Offizierslehrgangs der syrischen Armee befanden sich zu dieser Zeit gemeinsam mit ihren Familien im Innenhof des Militärgeländes, als der Angriff geschah. Dabei wurden laut syrischen Militärangaben mehrere mit Sprengstoff bestückte Drohnen eingesetzt. Offenbar war die syrische Armee auf ein solches Szenario nicht vorbereitet und hatte die Offiziersschule nicht oder nicht ausreichend gegen Drohnenangriffe gesichert.

Die Opfer: Beim schwersten Anschlag in Syrien seit Jahren starben über 120 Menschen, wie die der syrischen Opposition nahestehende Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Gemäss Regierungsangaben gab es mindestens 80 Tote und 240 zum Teil Schwerverletzte. Unter den Opfern sind auch viele Familienangehörige. Nach Angaben des syrischen Gesundheitsministers Hassan Al-Ghobash 31 Frauen und fünf Kinder. Unverletzt blieb der syrische Verteidigungsminister, der die Feier kurz vor dem Angriff verlassen hatte.

Gesundheitsminister besucht Verletzten.
Legende: Syriens Gesundheitsminister Hassan al-Ghabash (2.v.l) besucht einen verletzten Militärangehörigen des Drohnenangriffs von Homs. Keystone/Sana via AP

Die Reaktion der Regierung: Unmittelbar nach dem Angriff auf die Militärakademie griff die syrische Regierung verschiedene Gebiete im Umland Idlibs im Nordwesten des Landes an. Idlib gilt als letzte Rebellenhochburg im Bürgerkriegsland, das sich der Kontrolle von Präsident Assad entzieht. Bei diesen Angriffen kamen nach der DPA mindestens 13 Zivilisten ums Leben. 62 Menschen wurden verletzt, darunter sollen auch 18 Kinder sein. Die Provinz Idlib liegt 100 Kilometer nördlich der Stadt Homs. Diese war im Syrienkrieg eine Hochburg der Opposition und wurde dann über Monate bombardiert und ausgehungert, bis der Widerstand in der Innenstadt gebrochen war.

USA schiessen türkische Drohne ab

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Die Vereinigten Staaten haben dem Pentagon zufolge am Donnerstag (Ortszeit) eine bewaffnete türkische Drohne in Syrien abgeschossen. Wie der Sprecher des Pentagon, Brigadegeneral Pat Ryder, sagte, sind türkische Drohnen am Donnerstagmorgen in Hasakah, Syrien, etwa ein Kilometer von den US-Truppen entfernt, bei Luftangriffen gesehen worden.

Einige Stunden später habe sich eine türkische Drohne bis auf weniger als einen halben Kilometer dortigen US-Truppen genähert. Sie sei als Bedrohung eingestuft und von F-16-Flugzeugen abgeschossen worden. «Wir haben keine Hinweise darauf, dass die Türkei die US-Streitkräfte absichtlich ins Visier genommen hat», sagte Ryder vor Reportern. Ein Mitarbeiter des türkischen Verteidigungsministeriums sagte, die abgeschossene Drohne gehöre nicht zu den türkischen Streitkräften.

Die mutmassliche Täterschaft: Bisher bekannte sich keine Gruppierung zum Anschlag auf die Militärakademie. Doch viele zeigen jetzt auf die Provinz Idlib und die dort wichtigste Rebellenorganisation. Es handelt sich dabei um die islamistische Organisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Sie hatte sich früher zum Dschihadismus bekannt und war ein Teil des Terrornetzwerks von Al-Kaida. Andere Experten bezweifeln, dass diese Organisation die technische Kompetenz für eine Operation dieser Grössenordnung hat. Sie gehen eher vom noch extremeren «Islamischen Staat» (IS) als Urheber des Anschlags aus, der in Syrien vor zehn Jahren grössere Gebiete kontrollierte und noch heute mit kleineren und versprengten Einheiten aktiv ist. Die syrische Armee hatte am Donnerstag im Allgemeinen erklärt, dass «bewaffnete Terrororganisationen» die Abschlussfeier angegriffen hätten.

Der Syrien-Konflikt: Der Konflikt in Syrien steht mittlerweile im 13. Jahr. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen von Mitte September droht der Bürgerkrieg wieder auf breiter Front aufzuflammen. In den vergangenen Monaten kam es bereits in mehreren Gebieten des Landes wieder zu stärkeren gewaltsamen Auseinandersetzungen.

SRF 4 News, 6.10.2023, 12:45 Uhr ; 

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