In Sri Lanka habe man Kinder für Eltern gesucht und nicht umgekehrt- sagte bereits im Februar eine Mitarbeiterin des Bundesamtes für Justiz, als die Autorinnen der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ihren Bericht über illegale Adoptionen aus Sri Lanka vorstellten.
In den 1970 er bis in die 90 er Jahre gab es einen regelrechten Markt für solche Adoptionen. Bis zu 11'000 Kinder wurden in verschiedene europäische Länder vermittelt, fast 900 davon in die Schweiz. Die Kinder wurden Frauen aus armen Verhältnissen abgekauft. Sie erhielten zum Teil neue Namen, ihre Dokumente waren oft unvollständig. Frauen wurden bezahlt, damit man sie als vermeintliche Mütter ins Register eintragen konnte.
Spätestens seit 1981 wussten die Schweizer Behörden, dass es Unregelmässigkeiten gab. Reagiert hat man nicht. Offenbar war es den Behörden wichtiger, Ehepaaren deren Kinderwunsch zu erfüllen.
Neue Sicht auf die Situation
Auch ein anderes Verständnis dürfte eine Rolle spielen. Dachte man früher, ein Kind aus Sri Lanka hätte es in der Schweiz sowieso besser, weiss man heute, wie wichtig die eigenen Wurzeln sind. Das Bedürfnis vieler adoptierter Kinder ist gross, die leiblichen Eltern kennenzulernen.
Dies spiegelt auch die Reaktion des Bundesrates wider. Er spricht von Versäumnissen und Verfehlungen der damaligen Bundes- und Kantonsbehörden, von Leid, das nicht wieder rückgängig zu machen sei. Und er drückt sein Bedauern aus.
Es ist eher selten, dass der Bundesrat so deutliche Worte für vergangene Handlungen wählt.
Weitere Aufarbeitung nötig
Der Bundesrat verlangt, dass die Behörden Betroffene auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern besser unterstützen. Zusätzlich lässt er untersuchen, ob auch Kinder aus anderen Ländern illegal adoptiert worden sind.
Zudem setzt er eine Expertengruppe ein, die die aktuelle Situation bei internationalen Adoptionen untersucht. Wenn nötig müssten Gesetze geändert werden.
Es sind einige Vorhaben, um vergangenes Leid mindestens zu lindern und künftiges Leid zu vermeiden. Werden diese Vorhaben nun zügig weiterverfolgt und umgesetzt, gilt künftig: Für Kinder werden Eltern gesucht, nicht umgekehrt.