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In den Amsterdamer Coffeeshops darf weiterhin gekifft werden
Aus SRF 4 News aktuell vom 10.02.2023. Bild: Keystone/Ramon van Flymen
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Image der Kiffer-Hauptstadt Amsterdam verbietet Kiffen auf der Strasse

  • Die niederländische Hauptstadt Amsterdam arbeitet daran, ihr Image als Kiffer-Hauptstadt Europas loszuwerden.
  • So darf ab Mitte Mai in der Altstadt kein Haschisch oder Marihuana mehr geraucht werden, wie die Stadt auf ihrer Webseite mitteilt.

Das Kiffverbot in der Amsterdamer Altstadt ist eine Massnahme gegen die grossen Probleme durch den Massentourismus, wie die niederländische Hauptstadt mitteilte.

«Grimmige Atmosphäre»

Im berühmten Rotlichtviertel, den «Wallen», müssen Gaststätten künftig zudem eher schliessen und Prostituierte früher aufhören. Das Viertel solle für die Bewohner sicherer und lebenswerter werden, so die Stadt. «Vor allem nachts kann die Atmosphäre sehr grimmig werden.»

Mann läuft an Coffeeshop in Amsterdam vorbei
Legende: Eine grosse Attraktion Amsterdams sind die Coffeeshops. Dort können auch Touristen kleine Mengen Haschisch und Marihuana kaufen. Die Behörden prüfen nun, ob der Verkauf in den Coffeeshops zwischen 16 und 1 Uhr eingeschränkt werden kann. Keystone/Alessandro della Bella

Seit Jahren klagen Anwohnerinnen und Anwohner über Folgen des Massentourismus wie saufende, grölende und kiffende Menschen auf den Strassen.

Touristen würden ausserdem Strassendealer anziehen, erklärte die Stadt. Diese sorgten wiederum für Kriminalität und damit für eine Atmosphäre der Unsicherheit.

Video
Aus dem Archiv: Der «Kiffer»-Tourismus beschäftigt seit Jahren
Aus 10 vor 10 vom 03.08.2011.
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Die neuen Regeln gehören zu einem Massnahmenpaket gegen Probleme durch den Massentourismus. Gastrobetriebe dürfen ab 1 Uhr nachts keine neue Kundschaft mehr einlassen. Und die Prostituierten müssen die berühmten Fenster um spätestens 3 Uhr nachts schliessen, statt wie bisher erst um 6 Uhr.

Bewohnerinnen und Bewohner schützen

Die Stadtverwaltung beabsichtige mit ihren Massnahmen, dass auch die touristengeplagte Altstadt für die Bewohnerinnen und Bewohner lebenswert bleibe, sagt Elsbeth Gugger. Die Journalistin lebt in Amsterdam.

Allerdings: «Ob die jetzt vorgeschlagenen Massnahmen reichen, damit die Bewohnerinnen und Bewohner der Altstadt wieder ruhig schlafen können, wage ich zu bezweifeln.»

Viele kommen fürs Kiffen

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Laut Umfragen der Amsterdamer Tourismusbehörde reisen 85 Prozent der Touristinnen und Touristen wegen der toleranten Drogen- und Feierpolitik nach Amsterdam. 45 Prozent der ausländischen Gäste gaben an, nicht mehr nach Amsterdam reisen zu wollen, wenn sie dort nicht mehr kiffen dürften. Entsprechend ist die Tourismusindustrie stark von der toleranten Drogenpolitik in der niederländischen Hauptstadt abhängig.

Das grösste Problem seien sowieso nicht die Kiffer, betont Gugger. «Es ist der Alkohol.» Jedes Wochenende reisten unzählige Touristen – darunter vor allem Briten – nach Amsterdam, um im Rotlichtviertel Junggesellenabschied zu feiern. Dabei fliesse jeweils sehr viel Alkohol.

Touristen erlauben sich einfach alles

«Ich habe mal einen jungen Mann aus Liverpool – er trug grüne Leggins, eine orange Perücke und hatte eine Bierflasche in der Hand – gefragt, ob er zu Hause auch so herumlaufen würde. Mit grossen, besoffenen Augen schaute er mich an und lallte: ‹Oh no – never!›», erzählt Gugger.

Viele ausländische Gäste glaubten, dass sie sich in Amsterdam einfach alles erlauben könnten – das sei der Kern des Problems.

Indirekt ein Problem stellten auch die in den Schaufenstern der «Wallen» ihre Dienste anbietenden Prostituierten dar, so Gugger. Denn praktisch alle der mehreren Millionen Touristen jedes Jahr wollten das gesehen haben und besuchten deshalb die Amsterdamer Altstadt. Das führe die engen Gässchen rasch an ihre Kapazitätsgrenze.

Amsterdam als Billigdestination

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«Solange sich Amsterdam als Billigdestination anpreist und der Flug von Liverpool nach Amsterdam billiger ist als der Flug von Liverpool nach London, solange wird sich kaum wirklich etwas verändern», so das Fazit von Elsbeth Gugger.

SRF 4 News, 09.02.2023, 21 Uhr;

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