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Impfdebatte in den USA US-Kinderärztin: mit Instagram-Videos gegen die Masernepidemie

Rund 1300 Personen sind in den USA dieses Jahr bereits an Masern erkrankt, drei davon starben. Aufgrund der schwersten Masernepidemie seit über dreissig Jahren wächst die Kritik am impfskeptischen Gesundheitsminister Kennedy Jr. Eine Kinderärztin in Virginia will mit Social-Media-Videos aufklären.

Sie habe in diesen Tagen viele schwierige Gespräche in ihrer Arztpraxis in Washington D.C., erzählt Kinderärztin Megan Prior in ihrem Zuhause im benachbarten Bundesstaat Virginia: «In meiner Praxis gibt es zwei Gruppen von Eltern. Jene, die Angst haben, dass sie die gewünschten Impfungen bald nicht mehr bekommen, weil die Regierung all diese Änderungen vornimmt. Und dann gibt es jene Eltern, die mit der Impfung gezögert haben und sich jetzt in ihrer Meinung bestätigt fühlen, weil die Regierung quasi auf ihrer Seite steht.»

Frau in roter Bluse spricht, Bücherregal im Hintergrund.
Legende: Die Kinderärztin Megan Prior informiert ihre Followerinnen und Follower auf Instagram zu Themen aus der Gesundheitspolitik. SRF

Auf ihrem Instagram-Kanal mit über 15‘000 Followern publiziert die Kinderärztin mehrmals wöchentlich Videos zu aktuellen Themen rund um die Gesundheitspolitik. Sie wolle damit Eltern, Politikerinnen und auch Fachleute erreichen, um auf Missstände aufmerksam zu machen.

Halbherzige Impfempfehlung des Gesundheitsministers

Thema in Priors Videos ist auch der neue Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., der sich als Impfskeptiker einen Namen gemacht und wiederholt Verschwörungsmythen verbreitet hat.

Noch im März behauptete Kennedy Jr. in einem «Fox News»-Interview, dass jährlich Menschen an der Masernimpfung sterben würden, was wissenschaftlich widerlegt ist. Wahr ist, dass die Durchimpfungsrate bei Masern in den letzten Jahren zurückging, was nun zur schweren Masernepidemie beigetragen hat.

Der Gesundheitsminister rang sich im April, nach dem Tod eines zweiten ungeimpften Kindes an Masern, doch noch zu einer Impfempfehlung durch, um im Nebensatz zu ergänzen, dass dies eine «persönliche Entscheidung» sei.

Was wir brauchen, sind klare Botschaften.
Autor: W. Douglas Evans Professor an der George Washington University

Diese zweideutige Kommunikation sei problematisch, findet W. Douglas Evans, der an der George-Washington-Universität zum Thema Impfakzeptanz forscht.

«Solche gemischten Signale helfen natürlich nicht, das eigentliche Ziel zu erreichen, nämlich eine höhere Impfquote. Was wir brauchen, sind klare Botschaften. Wir müssen es Eltern leicht machen, ihre Kinder impfen zu lassen, indem wir ihnen versichern, dass Impfstoffe sicher und wirksam sind, denn das sind sie.»

Ärzteverbände gewinnen an Bedeutung

Wenig vertrauensbildend war auch, dass Robert F. Kennedy Jr. im Juni die gesamte nationale Impfkommission Acip entliess und mit acht neuen Mitgliedern besetzte, wovon zwei Personen widerlegte Verschwörungstheorien und Falschinformationen zum Impfen verbreiteten. Die Impfkommission ist in den USA für Impfempfehlungen zuständig.

Person mit Maske zieht Flüssigkeit in Spritze auf.
Legende: Aufgrund der schwersten Masernepidemie seit über drei Jahrzehnten wächst die Kritik am Gesundheitsminister und Impfskeptiker Kennedy Jr. SRF

Mit dem Bundesstaat Colorado hat nun ein erster Bundesstaat auf diese Entwicklung reagiert und weist seine Behörden per Gesetz an, künftig auch Empfehlungen von nationalen Ärzteverbänden in ihre Impfempfehlungen einfliessen zu lassen, um sicherzustellen, dass Eltern weiterhin Zugang zu wissenschaftsbasierten Fakten haben.

Wenn es die Regierung nicht tut, müssen wir für die Gesundheit der Amerikanerinnen und Amerikaner sorgen.
Autor: Megan Prior Kinderärztin in den USA

Kinderärztin Megan Prior stellt ausserdem fest, dass derzeit ein Ruck durch die nationalen Ärzteverbände gehe. Sie beschreibt es so: «Wenn wir als Ärzteschaft von der Regierung nicht mehr die nötigen wissenschaftsbasierten Leitlinien erhalten, dann müssen wir halt für diese Leitlinien sorgen. Wenn es die Regierung nicht tut, müssen wir für die Gesundheit der Amerikanerinnen und Amerikaner sorgen.»

10vor10, 30.7.2025, 21:50 Uhr;brus

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