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Nawalny beerdigt: Tausende nehmen Abschied trotz Drohkulisse
Aus Tagesschau vom 01.03.2024.
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In Moskau Tausende nehmen Abschied von Alexej Nawalny

  • In Moskau haben sich Tausende von Menschen versammelt, um bei der Beerdigung von Alexej Nawalny Abschied zu nehmen – trotz hoher Polizeipräsenz.
  • Am offenen Sarg nahmen Nawalnys Angehörige Abschied.
  • 128 Menschen sind im ganzen Land bei Trauerveranstaltungen festgenommen worden.

Mit Blumen in der Hand warteten grosse Menschenmengen darauf, sich vom Kremlkritiker zu verabschieden. Viele lobten Nawalnys Mut in seinem Kampf gegen Putin. Trotz eines Grossaufgebots von Polizei und anderen uniformierten Sicherheitskräften, viele von ihnen mit Sturmmasken und in Kampfausrüstung, war der Andrang riesig.

Umstände des Todes nicht geklärt

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Nawalny starb nach Behördenangaben am 16. Februar im Straflager mit dem inoffiziellen Namen «Polarwolf» in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von «natürlichen» Ursachen die Rede.

Mitglieder des Teams Nawalny, das wegen einer drohenden Festnahme im Ausland ist, rang mit den Tränen, als Nawalnys Angehörige den Leichnam küssten. Die Live-Bilder waren in einem Videostream auf Youtube zu sehen. Der Leichnam lag von Blumen bedeckt im Sarg, umgeben von zahlreichen Menschen während des Gottesdienstes. Nawalnys Mutter, die eine Kerze in der Hand hielt, und sein Vater sassen während der Zeremonie am Sarg.

Die Witwe Julia Nawalnaja, die Tochter Darja und der Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie zu ihrer eigenen Sicherheit im Ausland sind. Nawalnys Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde damit in Russland eine Festnahme riskieren.

Auf Instagram schrieb sie: «Ich weiss nicht, wie ich ohne dich leben soll, aber ich werde versuchen, es so zu tun, dass du da oben stolz auf mich bist und dich für mich freust.»

Nach dem Gottesdienst wurde Nawalny beerdigt. Eine grosse Menschenmenge versammelte sich an den Toren des Friedhofs und skandierte: «Lasst uns rein, um uns zu verabschieden!»

Über 100 Personen festgenommen

129 Menschen in 19 russischen Städten sind bei Trauerveranstaltungen festgenommen worden, berichtete die Bürgerrechtsplattform OWD-Info. «In jedem Polizeirevier können mehr Festgenommene sein als in den veröffentlichten Listen», heisst es weiter. In den meisten Fällen wurden die Betroffenen nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuss gesetzt.

Die höchste Zahl von Festnahmen gab es in der sibirischen Millionenstadt Nowosibirsk. Dort seien 31 Personen in Gewahrsam genommen worden, berichtet OWD-Info. In Jekaterinburg im Ural hat die Polizei weitere 19 Menschen festgenommen. In Moskau sollen es 17 Personen sein, davon müssten drei die Nacht auf dem Polizeiposten verbringen, heisst es.

Kirchen weigerten sich, Gottesdienst abzuhalten

Nach Angaben seiner Unterstützer hatten sich mehrere Kirchen in Moskau geweigert, den Trauergottesdienst abzuhalten. Schliesslich erhielt das Team Nawalny die Erlaubnis in einer Kirche im Stadtteil Maryino erhielt. Dort lebte Nawalny vor seiner Vergiftung im Jahr 2020, seiner Behandlung in Deutschland und seiner Rückkehr nach Russland.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow forderte die Versammelten in Moskau und an anderen Orten auf, nicht gegen das Gesetz zu verstossen, da «nicht genehmigte Versammlungen» Verstösse seien. Zugleich antwortete er auf die Frage eines russischen Journalisten, ob der Kreml etwas zum Tod Nawalnys zu sagen habe: «Nein, nichts.»

Wahlen in Russland

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Putin will sich in zwei Wochen bei einer Wahl als Präsident im Amt bestätigen lassen. Unterstützer und Angehörige Nawalnys sowie Menschenrechtler werfen Putin vor, er habe den russischen Oppositionsführer in Haft ermorden lassen. Der Kreml weist das zurück.

Nawalnys Mutter hatte acht Tage lang versucht, die Behörden dazu zu bewegen, den Leichnam nach seinem Tod am 16. Februar in der Strafkolonie Nr. 3 in der Stadt Charp in der Region Jamal-Nenzen, etwa 1'900 Kilometer nordöstlich von Moskau, freizugeben.

Das Leichenschauhaus, in dem die Leiche aufbewahrt wurde, verzögerte selbst am Freitag vor der Beerdigung die Freigabe, wie ein enger Verbündeter Nawalnys und Direktor seiner Anti-Korruptions-Stiftung mitteilte. Ursprünglich hiess es, die Behörden könnten die Leiche nicht aushändigen, weil sie eine Obduktion durchführen müssten.

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Archiv: Kremlkritiker Alexej Nawalny ist tot
Aus Tagesschau vom 16.02.2024.
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SRF 4 News, 01.03.2024, 09:00 Uhr;

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